Donnerstag, 25. Dezember 2008

Nicht die Muslime, der Islam das Problem

Von P. Josef Herget CM

Ein Appell, Jesus Christus den Muslimen zu verkünden.

„Wenn wir die Muslime nicht mögen, können wir sie nicht für Christus gewinnen. Wir müssen sie gern haben. Einen Menschen kann ich nur dann zu Christus führen, wenn ich ihn liebe,” stellt der Autor in einem Vortrag über den Islam fest, um fortzufahren:

Daher sind auch die Muslime selbst nie unser Problem. Sie haben Probleme wie wir, sie lachen und weinen wie wir, unter ihnen gibt es gute und böse—wie bei uns... Unser Problem ist der Islam — übrigens ist er auch das Problem der Muslime. Daher haben sie ein Recht zu erfahren, aus welcher Hoffnung Christen leben. Denn Jesus ist auch für sie gestorben.

(...) Das ungeheure Wirtschaftswachstum Anfang der sechziger Jahre brachte es mit sich, dass bei Vollbeschäftigung keine Arbeitsmarktreserven innerhalb der europäischen Grenzen mobilisiert werden konnten. Die ersten Anwerbeverträge mit Arbeitnehmern aus der Türkei wurden 1961 geschlossen. Die Mehrzahl der Männer stammte aus Anatolien. Man brauchte Arbeitskräfte und ignorierte die Tatsache, dass es Menschen waren, die man ins Land holte.
(...)

Hier stoßen wir nun auf falsche Denkvoraussetzungen: In den ersten beiden Jahrzehnten ging man von der Annahme aus, die muslimischen Gastarbeiter seien nur vorübergehend ins Land gekommen und würden bald nach Hause zurückkehren. Diese Annahme erwies sich als falsch.
Später nahm man unausgesprochen an, dass die Integration derer, die bleiben, sich quasi von selbst vollziehen würde: In der zweiten, dritten Generation würde man kaum mehr merken, dass es sich um Zuwanderer handelt. Eine weitere Fehlannahme.
Noch in den neunziger Jahren vertraten Politiker die Meinung, dass die Zuwanderer aus einer islamisch geprägten Kultur sich in der zweiten, spätestens der dritten Generation so assimiliert haben würden, dass ihre Herkunft nicht erkennbar sein würde. Auch das Fehlanzeige. Deutsch würde die zweite, spätestens die dritte Generation fehlerfrei und selbstverständlich beherrschen.


Deshalb fand man eine besondere Sprachförderung nicht für notwendig. Wieder Fehlannahme. Die dritte Generation der Migranten spricht zum Großteil schlechter Deutsch als ihre Eltern und Großeltern. Schließlich wurde mehr oder weniger offiziell gesagt, der Islam würde als Religion für die Integration der Zuwanderer keine nennenswerte Rolle spielen. Aufgeklärt würde er sowie das Christentum in der westlichen Gesellschaft ein Randdasein fristen. Diese Fehlspekulationen durfte man nicht einmal in frage stellen. Sonst galt man als ausländerfeinlich.
Viele Europäer weisen außerdem ein weiteres Manko auf: Sie kennen weder die christliche Lehre, noch die des Islam. Daher werden die beiden Religionen im heutigen säkularisierten Milieu als sehr ähnlich propagiert. Beide seien monotheistisch, beide kennen Jesus, beide basieren auf einem heiligen Buch...
Immer wieder sagt man mir: Muslime glauben an einen Gott, wir glauben an einen Gott und es gibt ja nur einen — also ist es derselbe. Eine Milchmädchenrechnung.
Die Wahrheit ist anders: Christentum und Islam sind grundverschiedene Religionen. Beide wissen sich allerdings von Gott die für alle Menschen bestimmte Wahrheit beauftragt. Daher sind auch beide missionierende Religionen. Beide Religionen beruhen auf Offenbarung, wollen Heilsbotschaft sein. Ihnen zu glauben oder nicht, bedeutet nicht nur Annahme oder Ablehnung einer religiösen Meinung, sondern Gehorsam oder Ungehorsam gegenüber Gottes Willen.

Für den Islam ist Allah ein einziger, der wie hinter einem Schleier spricht, aber das Geheimnis seines Lebens nicht enthüllt. Auch durch seine Offenbarung tritt Allah nicht aus der Unzugänglichkeit heraus. Er bleibt unendlich transzendent. Das Verhältnis von Allah und Mensch ist das Verhältnis von Schöpfer und Geschöpf, wie Herr und Sklave. Auch die Propheten (Ibrahim, Isa, Mohammed) werden als Sklaven Allahs bezeichnet. Die Berufung des Menschen: Unterwerfung - das heißt übrigens Islam.
Auch das christliche Glaubensbekenntnis beginnt mit dem Glauben an den einen Gott. Aber:
genannt, Er ist für uns Vater. Dieses Kind-Vater-Verhältnis, das für den Christen zum Wesen seiner Gottesbeziehung gehört, ist für den Muslim undenkbar, ja geradezu eine Gotteslästerung.
Noch ein wichtiger Aspekt: die Frage der Würde und der Freiheit des Menschen. Beides leitet sich vom Gottesbild ab. Nach christlicherLehre ist der Mensch Ebenbild Gottes. Seine Würde ist von Gott selbst geschenkt, unantastbar. Und das gilt für die Würde jedes Menschen, sei er Christ oder nicht, Mann oder Frau, Staatsbürger oder Gast, gesetzestreu oder Verbrecher.
Das ist nicht selbstverständlich. Die Gottebenbildlichkeit des Menschen widerstrebt dem Muslim, denn nichts darf Allah zur Seite gestellt werden. Das ist Sünde, eine der schwersten.

Für uns Christen ist auch klar, dass der Mensch, als Mann und
Frau mit gleicher Würde geschaffen ist. Nicht so für die Muslime. Denn da ist der Mann eine höhere Schöpfung. Die Frau steht eine Stufe tiefer.
Eine Theologie, die den Menschen zwar als Geschöpf Gottes betrachtet wie der Islam, ihm aber nicht die besondere Würde als Gottes Ebenbild zugesteht, geht
dass der Mensch nicht in erster Linie ein Freier und Fragender ist, sondern Unterworfener, ein Muslim eben. Und diese Sichtweise hat enorme Konsequenzen.
Es gibt 1,3 Milliarden Muslime, die zweitstärkste Religion
nach dem Christentum. Und es ist die am schnellsten wachsende Religionsgemeinschaft. Kaum ein Mensch, der aus dem Islam kommt hat Jesus Christus wirklich kennengelernt. Muslime wissen nicht, dass Er ihr Heiland und Erlöser ist. Sie kennen weder Sein Leben, noch Seine Botschaft. Sie kennenden Propheten Isa. Das ist nicht unser Herr Jesus Christus, der Sohn Gottes, es ist ein islamischer Prophet. Was Muslime über das Christentum und über Jesus Christus hören, stammt vor allem aus der Lehre des Koran, ausgelegt von islamischen Lehrern an islamischen Schulen und von Imamen in den Moscheen. Weitere Quellen: die eigene Familie, die Nachbarschaft, die Medien —und von den Christen selbst.
Nun leben aber in den islamischen Ländern die Christen meist als Minderheit und in großer Furcht. Sie hüten sich, ihren Glauben den Muslimen gegenüber zu bezeugen. Bis heute werden sie vielfach gedemütigt und von islamisch-fundamentalistischen Gruppen verfolgt. Darum leben sie in aller Stille und halten so viel Abstand wie möglich. Ihre Türen und Herzen sind vor den Muslimen meist verschlossen. Sie wollen keine Probleme bekommen, möglichst in Frieden leben. Nach allem, was Christen in den Jahrhunderten im Orient durchlebt haben, ist diese Haltung menschlich zu verstehen.
Richtig ist sie nicht. Denn auf diese Weise können die Muslime nicht das wahre Christentum kennenlernen. Fragen wir uns aber: Wenn nun die Muslime in unsere christlichen Länder kommen, leinen sie dann das wahre Christentum kennen?
Für Muslime ist alles Islam, das ganze Leben. Kommt ein Muslim nach Europa, so ist daher für ihn alles, was hier geschieht, Christentum: die Nackten auf den Plakaten, die bauchfreie Kleidung... Für den Muslim
schockierend. Er braucht dann
sehr lange, bis er begreift, dass die westliche Kultur vieles dem Christentum verdankt, dass bei' des aber nicht gleichzusetzen ist.
Erst wenn er erlebt, dass wahre Christen sich durchaus nicht mit den modernen Ausprägungen unserer Kultur identifizieren, sondern ganz anders leben, dann will er mehr von unserem Glauben wissen. Dann will er auch mehr über Jesus wissen, über das Evangelium. Beginnt er aber das Evangelium zu lesen, so kommt er- das ist meine Erfahrung- von Jesus nicht mehr los. Jesus fasziniert Muslime. Es ist wunderbar solche Menschen unterrichten zu dürfen. Viele sind suchend. Hier sind wir aufgerufen, uns in den Dienst der Evangelisation einzubringen.

Der Autor leitet das „Institut St. Justinus". Der Text ist ein Auszug aus seinem Vortrag: „Der Islam als Herausforderung für das Christentum in Europa", gehalten am 26.8.08 bei der Intern. Theologischen Sommerakademie in Aigen.

Mittwoch, 24. Dezember 2008

Gedanken über die Wirtschaftskrise.

Vorwort

Was wir heute als Finanzkrise bezeichnen, ist der Anfang vom Ende einer Ära.

Die Wirtschaft, die aus dieser Krise wiederauferstehen wird, wird im jedem Fall einen Andere sein, als die Derzeitige. Dies traue ich mich behaupten, obwohl ich kein Wahrsager, und auch kein Wirtschaftsexperte bin.

Was wir heute erleben, ist in der Geschichte nicht einmalig.

Wie es zum Börsencrash von 1929 kam.

Es waren „die goldenen Zwanzigerjahre“, die die Menschen dazu verleiteten, ihre Vorsicht zu vergessen. Egal ob Schuster, Bäcker, oder Bankbeamter. Jeder partizipierte an der Börse. Blind vertrauend, dass man das Kapital für sich arbeiten lassen kann, und dass es nur eine Richtung an der Börse gibt - nach oben. Zu verlockend war der Gedanke, reich zu werden, ohne dafür arbeiten zu müssen. Die „kleinen Leute“ aber hatten gar kein Kapital, dass sie zu investieren hätten. Darum nahmen sie sich Kredite, um Geld zur Verfügung zu haben, das sie in Aktien investieren konnten. Sie vertrauten also darauf, dass die Gewinne der Aktien größer sind, als ihre Belastungen durch die Kredite.

Von den Banken, und von den Regierenden wurde dieses Verhalten sehr wohl gutgeheißen. Denn die Masse erzeugte einen dynamischen Markt.

Als aber die Produktion irgendwann doch die Nachfrage übertraf, und die ersten Anzeichen einer Richtungsänderung der Realwirtschaft sichtbar wurde, versuchte man, durch Stützung der Kapitalmärkte, die Kurse zu halten (was immer nur sehr kurzfristig wirkt).

Es fand also in der Wahrnehmung eine Trennung von Kapitalmarkt und Realwirtschaft statt.

Die Großen Finanz-Insider trieben noch einmal die Kurse in die Höhe, sodass die Massen an eine Erholung der Kurse glaubten (weil sie es glauben wollten). Währendessen verkauften sie sukzessive ihre eigenen Anteile wieder. Die Massen aber kauften, weil sie hofften, und weil sie zu viele Schulden hatten, um auszusteigen.

Die großen Investoren konnten gewinnen, die kleinen Anleger waren aber dazu verdammt, Gewinne zu machen, denn ihre Existenz hing davon ab. Als dann die Börse „crashte“, waren die großen Investoren draußen. Die kleinen Anleger aber waren im Sturzflug gefangen.

Vergleiche zur derzeitigen Finanz- und Wirtschaftskrise.

Auch die aktuelle Bankenkrise begann als Kreditkrise.

Es begann, indem viele Menschen an einen dauerhaften wirtschaftlichen Aufschwung glaubten. Von dieser Zuversicht verleitet, finanzierten sie ihren Wohlstand mit Krediten.

Die Banken haben hier eine Primärschuld, indem sie auch die Kredite aus Gewinnsucht viel zu leicht vergaben. Als die Banken merkten, dass viele dieser Kredite uneinbringlich waren, wurde aus der Kreditkrise, eine Bankenkrise. Wie immer in der Wirtschaft hängt alles kausal miteinander zusammen. Die Banken stiegen auf die Kreditbremse. Firmen können nicht mehr investieren. Die Irritationen auf dem Bankensektor führen zu Überreaktionen und Nervosität an den Börsen.

Aber das erklärt doch nicht alles, oder?

Bankenkrise:

Wenn die Banken keine Kredite mehr vergeben, ist das so, als wolle man mit angezogener Handbremse Autofahren. Firmen können nicht mehr investieren. Kunden nicht mehr konsumieren. Gleichzeitig wird die Produktion zurückgefahren, was zum Abbau von Arbeitsplätzen führt. Ganz wie im Jahre 1929 kommt die Wirtschaft schlagartig darauf, dass sie auf Produktbergen sitzt, die keine Käufer mehr finden. Die Arbeitslosigkeit steigt. Die Kaufkraft sinkt, und die Konsumenten fallen weg, was wieder die Firmen dazu veranlässt, ihre Produktion weiter zurückzufahren. Im allgemeinen Konsum- und Produktionsverweigern will dann auch niemand mehr Kredite. Denn Kredite benötigen eines am meisten: Optimismus.

Wer aber haftet für die Banken? Denn diese dürfen nicht zugrunde gehen, weil sie das Geld der Staatsbürger haben. Darum haften auch die Bürger.

Autoindustrie:

Nicht erst jetzt ist bekannt, dass die Menschheit neue Mobilitätskonzepte benötigt. Es ist schon lange klar, dass fossile Energieträger eine begrenzte Ressource sind. Dass die Energiepreise steigen müssen und nur mehr für die US Wirtschaft künstlich niedrig gehalten wurden, wussten die Autokonzerne. Es stellt sich wirklich die Frage, was die Konzerne mit den jahrelangen Gewinnen mit der Produktion immer benzinhungrigerer Autos taten. Eines taten sie mit Sicherheit nicht: an die Zukunft denken. Es geht bei der Problematik um die Loslösung vom Erdöl gar nicht um die Frage, ob es noch 50 oder noch 100 Jahre reicht. Niemand wird es sich mehr leisten können. Diese Tatsache haben sie verschwiegen, als sie mit Vorliebe Autos mit einem Benzinverbrauch von 10 Liter und mehr bauten. Nicht einmal als die Ölpreise in ungeahnte Höhen stiegen, entstand ein Umdenkprozess. Wie 1929 glaubte man an ein vorübergehendes Ereignis, dass man mit den Verlockungen von noch mehr PS wegmachen könnte. Wenn Konzerne wie Chrysler, Ford, und General Motors staatlich unterstützt werden. So ist das ein Tod, der um teures Steuergeld für eine kurze Zeit hinausgezögert wird. Die Technologie sollte schon lange da sein. Bezahlt werden diese Sünden der Konzernmanager einmal mehr vom Steuerzahler. Gehaftet wird auch hier vom Bürger.

Flugverkehr:

Auch der Flugverkehr kann nur billig funktionieren, wenn die Treibstoffe günstig zu haben sind. Dazu kommen noch ein immer größerer Konkurrenzmarkt. Mit einem Wort. Für teure Treibstoffe ist der Markt und das Angebot viel zu „barock“ ausgebaut. Energieverbrauch und Kosten stehen zu keiner Relation mehr. Auch ohne Börsenkurse stehen den Fluglinien eine längere Phase des „Gesundschrumpfens“ bevor. Denn das Erdölzeitalter ist zu Ende.

Bei vielen staatlichen Fluggesellschaften haftet, einmal mehr, der Bürger.

Fossile Energieträger:

Auch die Ölindustrie muss sich wie die Autoindustrie die Frage gefallen lassen, was sie mit den Gewinnen, aus den steigenden Ölpreisen machte? Nach welchen zukunftsweisenden Technologien haben sie ernsthaft gesucht?

Der Peak Oil scheint erreicht zu sein. Ein Unglück kommt wohl selten alleine. Aber dieses Unglück war zumindest lange vorauszusehen. Es geht also nicht um die Frage, ob das Öl, Gas und Kohle ausgehen könnten oder noch ein paar Jahre reicht. Denn wenn wir so lange warten, bis die Rohstoffe ausgehen, sind die Folgen für das Klima so drastisch, dass wir diese Produkte großteils gar nicht mehr konsumieren können. Die Preise für Energie werden nicht mehr günstiger werden.

Das Erdölzeitalter ist vorbei. Es dauerte so lange, wie das Erdöl billig zu bekommen war.

Wir sitzen sowohl mit Gas als auch mit Öl auf total veralteten Technologien.

Fazit:

Wir haben es nicht mit einer Krise zu tun. Wir haben es mit einer Verkettung vieler Krisen zu tun, die alle zusammenhängen. Mir scheint aber, die Bankenkrise keinesfalls der Ursprung zu sein. (Und über die Banken mache ich mir auch am wenigsten Sorgen. Sie werden sich als erste wieder erholen.)

Das zusammentreffen zweier Krisen erscheint mir besonders fatal.

Das Ende der Erdölzeitalters, und die damit verbundene Energiekrise, trifft auf einen Wirtschaftskapitalismus, der nur mit einem sehr kurzsichtigen Horizont ausgestattet ist.

Sonst hätten die Industrien anders gehandelt, denn die Energiekrise war vorauszusehen. So ist also nicht nur das Erdölzeitalter am Ende, sondern auch diese Form des Kapitalismus, der sich an der Börse orientiert (auch wenn das noch nicht erkannt wird).

Das Problem an den Börsen ist, dass sie sich immer an der Zukunft orientieren.

Ein krisenfestes Wirtschaftsystem muss aber auch halten, wenn die Zukunft ungewiss ist.

Wir brauchen ein Wirtschaftssystem, in der das Wachstum etwas anderes bewirkt, als die Vermehrung von Geld. Denn das Geld ist nicht unbedingt gleichzusetzen als die Vermehrung von Wohlstand.

Die Krise als Chance.

Es liegt wohl in der Natur des Menschen, dass er nur dann etwas an seiner Situation ändert, wenn er dazu gezwungen wird. Der Preis unseres Wirtschafsystems wird in rasanter Geschwindigkeit höher. Der Wohlstand wird immer teurer erkauft. Immer weniger können daran teilnehmen. Hatte man noch vor kurzem geglaubt, sich den Wohlstand mit der Börse erkaufen zu können, stellt man zunehmend fest, dass die Börse den Wohlstand nicht verteilt, sondern ihn selektiert. Wenn aber die breite Masse der Menschen am Wohlstand nicht mehr teilnehmen kann, werden andere Wege gesucht werden. Diese sind meist in destruktiven Erscheinungen erkennbar.

Wir erinnern uns noch alle an den Börsenboom vor der Jahrtausendwende. Was war es, das die Börsen so beflügelte? Es war die Aussicht auf Gewinne aufgrund einer neuen Technologie. Das Internet und die Telekommunikation war eine neue Technologie.

Mit dem Selben technischen und logischen Denken, in dem wir jetzt denken und rechnen, wird sich die Wirtschaft nicht mehr erholen. Sie ist einfach zu teuer. Sie kostet zu viel Wohlstand, Ressourcen, und Energie.

Aber wir haben noch genügend Reserven, und wir haben ein enormes know how. Wir greifen auf ein Wissen zurück, wie wir es noch nie zuvor getan haben. Solange es uns gut geht, haben wir unsere Ansprüche, von denen wir nicht abgehen wollen. Idealismus ist in unserem Wirtschaftssystem ein Fremdwort. Nehmen wir als Beispiel wieder einmal das Auto.

In „guten Zeiten“ wollten alle Autos mit möglichst viel Komfort und möglichst viel PS.

In der Krise aber stellen wir ganz andere Anforderungen an das Auto. Das bedeutet, dass in der Krise die Menschen Abstriche machen, die sie sonst nie akzeptieren würden. Plötzlich ist der Komfort zweitrangig. Es gilt mehr ökonomisch und zweckmäßig ans Ziel zu kommen.

Ein Elektroauto kommt nicht auf den Komfort, wie ein Benzinauto (noch nicht).

Es wird der Tag kommen, da wird es aber billiger sein, als ein Benzinauto zu fahren. Nur, bis es so weit kommt, ist es noch ein schmerzhafter Weg. Die Flucht nach vorne könnte diesen schmerzhaften Weg abkürzen. Statt vor dem „Gegner“ davon zu laufen, könnten wir ihm auch entgegenlaufen. Statt sich nach billigem Benzin zu sehnen, könnten wir uns auch nach Alternativen sehnen. Es wird bald (von alleine) so teuer sein, dass wir in den geringeren Komfort das kleinere Manko sehen.

Was wird es nützen, wenn wir Banken, Autoindustrie, und Fluggesellschaften mit Steuergeldern stützen? Es wird das schmerzhafte „gesundschrumpfen“ nicht vermeiden. Maximal wird es dieses um kurze Zeit hinauszögern. Aber die Steuerlast wird sich daraufhin für die Allgemeinheit merklich erhöhen, denn irgendwer wird das bezahlen müssen. Unser Wirtschaftsystem hat nun einmal eine Eigendynamik. Wenn in der Krise nichts am System geändert wird, bleibt es nicht bei einer Wirtschaftskrise. Sie wird sich bald wandeln, zu einer Sozialkrise, und zu einer politischen Krise.

Die Krise als Grund für Krieg.

Nach den goldenen Zwanzigerjahren, dem Börsencrash und der Rezession folgte eine Depression. US Banken verlangten ihr Geld von Deutschen Betrieben zurück, die ihren schwachen Wirtschaftsaufschwung auf Kredit finanzierten. Aus der Wirtschaftskrise wurde bald eine politische Krise. Diese wusste ein gewisser Adolf Hitler geschickt zu nutzen.

Der Rest ist Geschichte.

Es gibt für Frieden und Freiheit kaum einen größeren Gegner als Armut und soziale Not.

Die Menschen, die nicht am Wohlstand teilhaben können, flüchten sich in andere Werte, die ihnen Sicherheit geben. Eigentlich ist das ein ganz natürliches Verhalten.

Ist eine Gruppe zu groß, um zusammengehalten zu werden, so zerfällt sie. Die Menschen bilden kleinere Gruppen, und bauen eine neue Sozialstruktur auf, die scheinbar besser ist.

(Dieser Zerfall in kleinere Gruppen kann aber durchaus auch etwas Positives sein. Auf das komme ich aber später). Es entstehen neue Werte, über die sich die einzelnen Gruppierungen definieren. Das Trennende wird herausgestrichen, und über das Trennende definieren sich die einzelnen Gruppen. Dabei ist es ziemlich das Gleiche, ob diese Gruppen religiös oder politisch motiviert werden. Das alleine macht aber noch keinen Krieg.

Der Krieg stellt auch eine vorübergehende „Lösung“ dar, weil es plötzlich einen Ausweg aus dem Wirtschaftsteufelskreislauf gibt. Plötzlich gibt es einen Kunden, der nicht warten kann.

Plötzlich werden Arbeitskräfte benötigt. Es gibt einen neuen Kunden, den es zuvor nicht gab. Er benötigt Berge von Waffen, und Infrastruktur. Wir erinnern uns noch aus dem Schulunterricht, dass A. Hitler als erstes Autobahnen gebaut hat. Mit möglichst wenig maschinellem Aufwand, damit viele Menschen Arbeit haben. (Dass dies ein wirtschaftlicher Unsinn ist, brauchte ihn nicht zu interessieren, denn das Geld kam schon bald von den besetzten Staaten).

Wege aus der Krise.

Gegenwärtige Gewinne, statt zukünftige Gewinnerwartungen.

Unser derzeitiges Wirtschaftssystem ist auf die Zukunft ausgerichtet.

Aktienkurse steigen, wenn es Aussicht auf Gewinne gibt. Dies bedeutet: Ein Betrieb der immer bescheidene Gewinne macht und daher gut wirtschaftet, hat einen unspektakuläreren Aktienkurs als ein Betrieb, der keine Gewinne macht, aber sehr hohe Gewinne in Aussicht stellt. Diese Gesetzmäßigkeit verleitet Manager natürlich, in ihren Prognosen und Einschätzungen andere Aussagen zu machen, als der Realität entsprechen.

Aktienkurse und Gewinne müssen sich bei unserem Wirtschaftsystem nicht decken.

Der Wert einer Aktie richtet sich aber ausschließlich nach dem Kurs.

In der Krise können solide Unternehmen auf diese Weise zu Fall gebracht werden.

Eine Bindung der Geldwirtschaft an die aktuellen Gewinne wäre eine Absicherung vor Hysterie an den Börsen.

Was zählt, Gewinne oder Wohlstand.

Nehmen wir einmal an, ein Betrieb macht Gewinne. Was passiert mit dem Geld? Wer kontrolliert, wie das Geld verwendet wird, und für wen?

Gesamtökonomisch wird dieser Gewinn nur ins Gewicht fallen, wenn er wieder in die Wirtschaft zurückfließt. Dies tun sie nicht, wenn sie in satte Managergehälter, oder Stiftungen landen. Von den Gewinnen kann sich eine Gesellschaft eigentlich noch nichts „kaufen“.

Was wäre, wenn man die Gewinne erst einmal in „Wohlstandspunkte“, oder „Produktivitätspunkte“ umwandeln müsste? Aus diesen Punkten ergibt sich ein Kurs. Erst diesen Kurs kann man an den Börsen handeln. Ich gebe schon zu, das ist einfacher gesagt als getan, aber unsere Finanzwirtschaft ist auch nicht einfach konstruiert. Man müsste einfach einmal anfangen, darüber nachzudenken.

Wohlstandspunkte könnten sein:

  • Steigende Gehälter aller Arbeitnehmer
  • Steigendes Sozial und Umweltengagement.
  • Betriebliche Expansionen und Neuanschaffung von Produktionseinrichtungen.
  • Neueinstellung von Arbeitskräften.
  • Schaffung von Ausbildungsmöglichkeiten (Lehre, etc.)

So ein „Produktivitätsindex“ könnte natürlich auch fallen, bei:

  • Massenentlassungen. (Den es wird ja weniger produziert).
  • Sinkende Gehälter der Arbeitnehmer.
  • Veraltete Technologie.
  • Streichung von Ausbildungsplätzen.
  • Streichung von Sozial und Umweltengagement.

Globalisierung des Denkens, Lokalisierung des Produzierens.

Was in der Wissenschaft oft nur schleppend funktioniert, funktioniert in der Wirtschaft sehr gut. Die Globalisierung. Multinationale Konzerne haben alle Trümpfe in der Hand. Ist ein Land zu teuer, wird wo anderes produziert. Lohndumping, Sozialdumping, Umweltdumping sind die Folge. Es gibt einen Wettbewerb nach den niedrigsten Standards. (Mit Wohlstandpunkten hätten diese Konzerne ganz schlechte Kurse.)

Der freie Wettbewerb ist ja prinzipiell wünschenswert, vorausgesetzt, alle im Wettbewerb stehenden Betrieben, Länder, Kommunen, haben dieselben Bedingungen. Dies ist aber in der Realwirtschaft der Multinationalen Konzerne nicht gegeben. Im Gegenteil, diese Unterschiede werden schamlos ausgenützt. Sieger und Verlierer sind immer die Gleichen.

Jetzt ist es aber so, dass geographisch benachbarte Staaten, wohl eher eine ähnliche Wirtschaftsstruktur und Wirtschaftsleistung haben werden, als weit entfernte. Also passen sie auch besser zusammen. Ihre geographischen Probleme und Interessen werden ähnlich sein.

Nachhaltig wird nur dort produziert, wo die Auswirkungen auf den Verursacher zurückfallen.


Beispiel Alpen
. In den Alpen ist Verkehr teuer, und die Auswirkung des Verkehrs ist viel spürbarer als in der Ebene. Wer in den Alpen lebt, und in dieser Region Wohlstand schaffen will, muss mit Verkehr effizient umgehen. Ein Interesse, das jemand aus der Ebene nicht versteht. Darum senkt der „importierte“ Wirtschaftsfaktor aus der Ebene den Wohlstand in den Alpen, indem er dieser Verkehrseffizienz keine Bedeutung schenkt. Er ist selbst nicht betroffen. Mit lokalisierten Produktionssektoren könnte dieses Problem vermindert werden.

Mit diesem Gedanken möchte ich eigentlich nicht einer europäischen Vereinigung prinzipiell entgegentreten. Solch eine Lokalisierung der Produktionssektoren müsste schließlich auch koordiniert werden. Der freie Markt kann nur fair funktionieren, wenn annähernd gleiche Bedingungen gegeben sind. Gerade im Handel mit Entwicklungsländern ist diese Basis nicht gegeben.

Ein Wirtschaftstreibender, der sich mit einer Region verbunden fühlt, wird andere Entscheidungen treffen, als einer, dem diese Region fremd ist. Das betrifft sowohl Umweltentscheidungen als auch soziale Entscheidungen. Mit dieser regionalen Clusterbildung geht auch eine Spezialisierung des „Know hows“ einher, was zu einer Effizienzsteigerung führen würde.

Die totale Zentralisierung der Wirtschaft ist genauso schädlich wie die totale Lokalisierung der Wirtschaft.