Auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen. Es geht bergab. Nicht nur wirtschaftlich und politisch, sondern auch die Moral und Einheit der Gesellschaft zerfällt. Sie driftet immer weiter auseinander. Gewachsenen Strukturen zerfallen. Gut erkennbar ist dies am Zerfall der Institutionen wie Kirchen , Gewerkschaften oder Parteien. Diese Tatsachen stehen alle in einem Zusammenhang. Institutionen leben von einem Gemeinschaftsgefühl - von einer gemeinsamen Identifikation. Durch die zunehmende Individualisierung geht diese Identifikation mit einer Gemeinschaft mehr und mehr verloren. Nicht Fremdenfeindlichkeit ist es, die bei mir alle Alarmglocken klingen lassen, wenn ich auf die Wiener Bevölkerungsstatistik sehe und ein Ansteigen der Bevölkerung durch Zuzug bemerke. Die türkischen Migranten zum Beispiel sind bei weitem nicht so säkularisiert wie die Wiener. Das bedeutet, dass sie viel eher eine Einheit bilden als die Europäer. Diese Einheit macht sie sehr stark - ja ich würde behaupten, dass es sie fast zu einer Armee macht, deren wichtigsten Soldaten die gebärfähigen Frauen sind. Sie definieren sich nicht als „Ich-AG“ oder als Individualisten, sondern sie definieren sich als Türken. Es gibt aber etwas, dass in ihrer Wertigkeit noch höher steht als ihr Patriotismus, und das ist ihre Familienzusammengehörigkeit (die natürlich auch ihre grausamen Schattenseiten hat, aber ich will das jetzt trotzdem einmal postiv verstanden wissen.) Solange diese gesellschaftliche Struktur intakt ist, solange ist eine Gesellschaft auch stark.
Ein kritischer Blick auf unsere eigene Gesellschaft lässt deutliche Zusammenhänge erkennen.
Diese Gesellschaft gleitet in die Armut. Warum? Daran sind nicht nur Lohndumping, Wirtschaftskrise und Globalisierung Schuld, sondern auch die Lebenseinstellung jedes einzelnen. Unsere Gesellschaft besteht aus einem Heer von alleinerziehenden Müttern, rosenkriegszerstrittene Ex-Partnern, die zunehmend nicht mehr bereit sind, eine ehrliche Beziehung einzugehen, und Singles auf Lebenszeit. Wenn jeder für sich selber sorgen muss, so lebt er relativ teuer. Aufgaben, die früher unentgeltlich von der Großfamilie übernommen wurden, werden heute sehr kostenintensiv ausgelagert, damit die Frau nicht aus dem Arbeitsprozess fällt. Am Beginn einer Obdachlosenkarriere steht meist eine Scheidung. Der Schrei nach einer Ganztagsschule ist deshalb so laut, weil die vielen alleinerziehenden Mütter nicht mehr wissen, wie sie für das Kind und zugleich für das Einkommen sorgen sollten. Vergessen wird, dass diese Auslagerung der Erziehung auch viel mehr Geld kostet und Nebenwirkungen hat, die sich in unserer Gesellschaft auswirken werden. (Zum Beispiel, dass das Familienzusammengehörigkeitsgefühl weiter sinken wird, weil die eigene Mutter zunehmend an die Erziehungsperipherie gerät.) Die Familie verliert rapide an Bedeutung, und wenn sie eine Bedeutung hat, dann ist es eine Negative. Sowohl die Pflege von alten Menschen wird ausgelagert, als auch die Betreuung der Kinder. Übrig bleiben Individuen, die wenig bis keine Beziehung mehr zueinander haben und nicht mehr aufeinander angewiesen sind. Wie soll ein Kind soziale Kompentenz erlernen, wenn seine Betreuung ausgelagert wurde? Die sozialen Auswirkungen der Vernichtung der Familienstruktur bilden den Kern unseres gesellschaftlichen Niedergangs. Es wird die Karriere des Individuums gefördert, jedoch nie eingebettet in seinem Kontext, sondern immer nur isoliert. Die Nebenwirkungen werden teuer ausgelagert und professionalisiert.
Vergessen wird, dass der Kern einer Familie darin besteht, dass eine kleine Gruppe von Menschen für einander Verantwortung tragen. Dieses Konzept der Entwicklung war maßgeblich beteiligt an der Entwicklung unserer Zivilisation- ja sogar an unserer ganzen Entwicklung als Mensch. Besser als jede Institution vermag die intakte Familie mündige Bürger hervorzubringen. Eine Gesellschaft, deren Familien intakt sind, bildet eine starke Gesellschaft. Ich behaupte nicht, dass die türkische Familiensippschaftsstruktur uns zum Vorbild gereichen sollte, aber ich behaupte, dass sie aufgrund ihrer Familienzugehörigkeit viel stärker sein werden als unsere Gesellschaft. So scheint es mir auch kein Zufall zu sein, dass mit der Abkehr der Menschen von der Kirche (und Christentum) auch eine Abkehr von der Familie und familiärer Werte einhergehen. Das Christentum verwendete schon immer die Familie als eine Metapher für das Reich Gottes. Dies bedeutet nicht, dass Familie nicht auch die Hölle auf Erden sein kann, sondern es bedeutet, dass die Familie von Gott gewollt - also gesegnet ist. Je kränker unsere Familien sind, desto schwächer und ärmer wird unsere Gesellschaft werden. Nirgends lernt ein Kind besser beziehungsfähig zu werden als in einer Gemeinschaft von Vater, Mutter und Geschwister (vielleicht sogar Oma und Opa). Die Lernthearpie ist nämlich die, dass keine Interessen gebündelt werden. Das Kind lernt, dass unterschiedliche Generationen auch unterschiedliche Bedürfnisse haben, und das es selbst nicht der Mittelpunkt der Welt ist. Es lernt sich einzufügen in eine Welt, wo es Unterschiede gibt und die von dieser Unterschiedlichkeit lebt, und das man auch Rücksicht nehmen muss, um im Frieden leben zu können. Keine Schule ist so gut wie die Alltagsschule Familie.
Langer Rede kurzer Sinn: Wenn Sie, werter Leser, eine Familie haben, wenden Sie ihr heute noch ihr Ohr zu. Auch wenn es ihre Familienmitglieder nicht erkennen. Sie sind wichtig für sie. Wo ist man den schon ein VIP? Ursprünglich kennt kein Kind eine wichtigere Person als seine Eltern und auch der (Ehe)Partner ist oft durch eine kleine Geste wieder neu erreichbar. (Mir ist natürlich klar, dass dies nicht die Lösung aller Probleme ist.)
Fangen wir wieder an, neu in unsere Familie zu investieren.
Denn nur wenn die einzelnen Zellen wieder gesunden, wird der Körper auch wieder heil werden. Die Familien sind die kleinsten Zellen einer Gesellschaft.
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