Samstag, 22. Dezember 2012

Das Bild von Weihnachten


Der Mensch denkt in Bildern. Das kann jeder gerne selber ausprobieren. Erinnern Sie sich kurz an den Moment, an dem Sie heute Morgen aus der Wohnung gegangen sind…
Wer das getan hat, hat wenigstens einen Sekundenbruchteil das Bild seiner Wohnungstüre vor Augen gehabt. Sobald man über eine Sache oder eine Person spricht, macht man sich davon ein Bild. Anders können wir gar nicht über etwas sprechen.
Von was sprechen wir also, wenn wir über etwas vollkommen Transzendentes sprechen, wie über Gott?



Warum denkt oder (leider immer seltener) spricht der Mensch von Gott, wenn er keine Bilder hat, außer jenen, die er sich selbst macht? Warum ist der moderne Atheismus erst 200-250 Jahre alt, während der vollkommen transzendente Begriff "Gott" uns schon über die Jahrtausende begleitet?

Oft wirkt für uns dieses Bild von der weihnachtlichen Krippe gar so weltfremd und kitschig.
So fern unserer Realitätswelt von Patchworkfamilien, Gleichstellungsdebatten und ewigen Selbstfindungs- und Selbstverwirklichungsprozessen.
Unsere säkulare Gesellschaftsordnung wird immer mittelbarer. Nicht nur in ihrem Wirtschaftsdasein, sondern auch in ihrem Sozialverhalten. Wir bekommen nichts mehr davon mit, wie unser Essen auf den Tisch kommt, womit wir die Werte erschaffen, die wir verdienen, oder wie die Menschen sterben. Wir verbringen mehr und mehr Zeit in virtuellen Räumen. Wir erleben das Leben mehr und mehr virtuell-symbolisch, aber nicht mehr Auge in Auge. Wir spüren meist nicht mehr die Auswirkungen unseres Verhaltens, und wenn wir sie spüren, dann nur stark zeitverzögert. Im Internet umkleiden wir uns mit Nicnames und Avataren, die unsere Persönlichkeit symbolisieren. Wir selbst sind nicht mehr live anwesend.

Ist dieses Bild von der Heiligen Familie im Stall auch nur symbolisch gemeint? Ein Bild, welches romantische, heimelige Gefühle weckt, die es in der Realität gar nicht gibt? Eine Projektionsfläche unserer Sehnsüchte nach Geborgenheit und Liebe?
So sehr ich Weihnachtskrippen liebe, so muss ich doch feststellen, dass sie das Geschehen von Weihnachten nur sehr schlecht darstellen.
Für Josef und Maria war der Stall/Höhle/Keller alles andere als etwas Heimeliges, sondern die letzte Zufluchtsstätte, die ihnen zuerkannt wurde. Für sie war es eine Ausnahmesituation.

Eine scheinbar unbedeutende Situation (eine Notsituation) wurde zu einem Bild.
Ein Bild ist etwas, dass man festhalten kann, wo man sich etwas vorstellen kann. Worin man sich einfühlen kann. Gott kommt aus seiner Transzendenz heraus. Nicht nur als Bild und Weihnachtslegende. Nicht in Form eines Gesetzbuches, wie der  Koran eines ist. Nicht, wie es unserer menschlichen Vorstellung eines Gottes gerecht werden würde - nämlich als König - sondern in Armut und Obdachlosigkeit. Und all jene, die in den Augen der Menschen als unmündig und unwürdig erachtet werden (z.B. die Hirten), sind die ersten Zeugen und werden zum Teil dieses weihnachtlichen Bildes. Gott wird zu Weihnachten für uns Menschen greifbar. Er tritt ein in unsere Realität, die so gar nicht weihnachtlich ist. Gott ist mit uns in unserer Realität. Er kam heraus aus seiner Transzendenz, um uns in unserem Alltag aus unserer Verlassenheit abzuholen, er holt uns ab in der Nacht, aus der (physischen und psychischen) Obdachlosigkeit. Er kommt nicht als Herrscher und König, sondern als „normaler“ Mensch. Als Flüchtling.  Er kommt nicht in einem abgehobenen, verklärten Bild, welches Gott symbolisiert, sondern unmittelbar und direkt in den Alltag unserer Probleme.
Indem Gott Mensch wurde, zeigt er uns vor allem eines - wie wichtig wir Menschen ihm sind.
Wer Gott nicht nur symbolisch, sondern in seinem konkreten Leben ernst nimmt, bei dem ist Weihnachten Wirklichkeit geworden. Der schlüpft selbst in die Rolle des Hirten, der Zeuge unfassbaren Geschehens wird. Er wird selbst Teil dieses Bildes - oder besser gesagt dieser Erfahrung. Dort wo wir Gottes Realität annehmen, wird er erfahrbar werden. Das ist das eigentliche Geschehen von Weihnachten.

In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern, dass Weihnachten Wirklichkeit wird.

1 Kommentar:

  1. Hier gibt es auch Bilder. Allerdings sind die verletzend und respektslos gegenüber uns Christen:

    www.kreuz-net.org

    Rita

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