Dienstag, 14. August 2012

Die Sommerlochgespräche des ORF


Wer gestern den Fehler machte sich das erste der Sommergespräche anzutun, wurde Zeuge, wie panisch die ORF Moderation versucht, Politik zu machen.


Armin Wolf, der Moderator, saß mit Josef Bucher (BZÖ) zusammen und versuchte verzweifelt, seinen Interviewpartner als Halbkriminellen darzustellen. Dabei wurde Wolfs Stimme zusehens nervöser. Nicht nur, dass er sein Gegenüber in gewohnter ORF Manier ständig unterbrach und so tat, als wäre Bucher beim Verhör und müsste ihm jede noch so dumme Frage beantworten, schien es auch noch so, als würde sich der ORF Moderator im Eifer, Bucher eine Falle zu stellen, richtiggehend hineinsteigern. Seine Stimme wurde immer hastiger - ja richtiggehend laut. Hat im Endeffekt Wolf als Moderator mehr geredet als Bucher als Gast?

Josef Bucher musste viele Fragen mehrmals beantworten, weil der Moderator entweder die Antwort akustisch nicht verstand oder sie ihn intellektuell überfordert hat. In beiden Fällen müsste man fragen, ob der Moderator wirklich den richtigen Beruf ausübt.
Zum Beispiel die Frage, ob Josef Bucher für das Land Kärnten arbeiten oder doch lieber im Nationalrat bleiben will. Ich weiß nicht, was daran so schwer zu verstehen ist, aber für Armin Wolf war die Antwort: „…Wenn ich Landeshauptmann werde, bleibe ich in Kärnten - wenn nicht, arbeite ich im Nationalrat weiter,“ nicht entschlüsselbar. Der Zuseher wurde ungefähr fünf Minuten mit dieser Frage gelangweilt. Letztendlich bekannte Armin Wolf, dass er das Wahlergebnis der zukünftigen Kärntner Landtagswahl schon kenne, indem er sagte, dass Bucher nicht Landeshauptmann werde. Da staunt der Wähler.

Genauso war es mit dem Versuch des Moderators, Bucher für das Birnbacher Honorar von sechs Millionen Euro verantwortlich zu machen. Weil Armin Wolf die Frage, „ob Bucher denn dieses Honorar für gerechtfertigt hält“, ungefähr ein Dutzend Mal wiederholte, da ihm scheinbar keine intelligentere Frage einfiel und er meinte, diese Frage wäre besonders entlarfend, musste der Zuseher weiteren Versuchungen widerstehen, den Fernsehkanal gelangweilt zu wechseln. Hat Herrn Armin Wolf wirklich noch keiner gesagt, dass es ziemlich langweilig wird, wenn der Moderator ständig die gleiche Frage wiederholt, obwohl offensichtlich ist, dass er nicht zu hören bekommt, was er hören will? (Was das auch immer ist.) So geistreich war ja die Frage nicht. Selbst dann nicht, als Armin Wolf plötzlich meinte, dass „UNS“ diese Frage aber interessiere. Wen er mit „UNS“ meinte, hat er aber nicht verraten. War es Majestätsplural (hat Wolf also nur seine Person gemeint), oder meinte er das ORF Team? Die Dreistigkeit, dass er mit „UNS“ versucht, den Zuseher für seine Interessen zu gewinnen, wollen wir ja den ORF Moderator doch nicht unterstellen … oder doch?

Mit solchen stakkatoartigen Inquisitionsfragen wurde die meiste Zeit des Interviews verschwendet, was höchstwahrscheinlich im Interesse des ORF war. Denn schließlich soll ja von den wichtigen Fragen abgelenkt werden. So scheint es dem ORF wichtiger, wie das Verhältnis Josef Buchers zu einem Toten ist, als die Frage, warum wir dem ESM-Vertrag beigetreten sind. Dass Herr Westentaler mit dem Gericht zu tun hat (allerdings nicht wegen Korruption), interessierte den Moderator sehr. Ich bin ja eigentlich gespannt, ob ihn das beim Interview mit Bundeskanzler Faymann (Stichwort Inseratenaffäre, Schweizer Frankenkredite für Linz etc.) auch so interessieren wird, aber ich glaube nicht, dass ich mir solch grottenschlechte Interviews noch einmal antun werde.
Der Versuch, ein Sommergespräch zum medialen Untersuchungsausschuss umzufunktionieren, bei dem feststeht, wer auf der Anklagebank sitzt, ist klar gescheitert.
Bleibt noch die Frage: Welches Honorar bekommt Armin Wolf eigentlich für dieses Interview? Immerhin wird er doch auch vom Steuerzahler bezahlt. Ist das wirklich das Geld wert? Sollte ich diese Frage noch ein Dutzend Mal wiederholen, um ihr mehr Gewicht zu verleihen, wie es Armin Wolf tut? Ich sehe lieber davon ab. Es würde mir Kopfschmerzen bereiten.

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