Ergebnis der PISA Studie für Personen mit Leseschwäche.
Es klingt ja fast schon wie ein Witz.
28 Prozent der 15- und 16-jährigen zählen in der Kernkompetenz Lesen zur Risikogruppe.
Interessant, dass man diese Risikogruppe in diesem Alter feststellt, obwohl Kinder im Volksschulalter ihre Lesekompetenz entwickeln.
Auch der Lösungsansatz ist bemerkenswert. Klar ist, dass sich die SPÖ aufgrund der Pisa Studie bestätigt sieht, für Gesamtschule und Ganztagsschule zu kämpfen, obwohl Untersuchungen aufzeigen, dass die besten Ergebnisse von Haushalten erzielt wurden, in denen der Vater Vollzeit und die Mutter Teilzeit arbeitet. Das bedeutet, dass das Kind weder eine Ganztagsschule noch ein Internat besucht, sondern eine Mutter hat, die darauf achtet, dass das Kind auch Bücher liest.
Welch mittelalterlich und konservatives Gesellschaftsbild die Lesekompetenz fördert, muss allen progressiven Stimmungsmachern sauer aufstoßen. Nicht die Gesamtschule in sich fördert die Lesekompetenz, sondern dass Eltern ihre Kinder fördern, steigert die Lesekompetenz. Vielleicht verbirgt sich hinter den Begriffen „Hausfrau“
(zugegeben, wirklich ein schrecklicher Begriff) und „Mutter“
(ein wunderschöner Begriff) doch mehr, als Tellerwäscherin und Büglerin für den Geldbringer.
Die schlechteste Lesekompetenz hatte, wie nicht anders zu erwarten, der männlicher Migrant der ersten Generation, dessen Eltern nur über einen Pflichtschulabschluss verfügen und in dessen Haushalt zahlreiche Fernseher
(die über Satellit die türkischen Sender empfangen), aber keine Bücher stehen. Sein Vater arbeitet Teilzeit, die Mutter ist arbeitslos
(was heißt arbeitslos? Sie arbeitet indem sie den ganzen Tag nach den billigsten Sonderangeboten sucht, eine Horde Kinder im Schlepptau hat, die alle bestens über Sonderangebote Bescheid wissen, aber nicht lesen können).
Ein verpflichtendes Vorschuljahr für alle Migrantenkinder wäre vielleicht ein Lösungsansatz.
Denn sie scheitern ja schon in der Volksschule. Was hier die Gesamtschule verbessern sollte, ist mir schleierhaft.
Warum sollte sich die Lesekompetenz in einer Gesamtschulklasse, deren Schüler zu 70% nicht deutscher Muttersprache sind, verbessern?
Solange ich aber erlebe, dass das Selbstbild des Lehrers darin besteht, Schüler zu benoten, wird sich nicht viel an diesen misslungenen Schulsystem ändern - egal wie wir dieses System nennen. Wenn ein Lehrer in eine Klasse kommt und sagt, dass diese Schularbeit wieder sehr schlecht ausgefallen sei, denn es habe 12 „Nicht genügend“ und kein „Sehr gut“ gegeben, bestätigt er, dass er nicht verstanden hat, worin der Sinn seines Berufes liegt. Er hält die Schüler für zu blöd zum Lernen. Er sucht den Fehler gar nicht mehr bei sich. Es kann seiner Meinung nach nicht daran liegen, dass sein Unterricht langweilig ist, oder er schlecht erklärt bzw. schlecht auf die Schüler eingeht. Eigentlich sollte sich der Lehrer dafür genieren, wenn so viele Schüler ihr Lernziel verfehlen, er aber sieht sich selbst als die benotende Instanz. Mit dieser Lizenz zum Benoten ausgestattet, kann man natürlich leicht der Lehrergewerkschaft beitreten und sich gegen jede Reform wehren, denn eines muss klar sein: Lehrer haben nie Schuld an der schlechten Leistung der Schüler. Eltern, das Schulsystem, die Politik und die schlechte Bezahlung hingegen schon.
Wozu fordern wir eine Ganztagschule, wo die Lehrer derzeit je nach Lehrverpflichtung nur 14-22 Stunden an ihrem Arbeitsplatz sind? Die Forderung der Lehrer, die Schulen so auszustatten, dass sie bis zu 40 Stunden pro Woche an ihrem Arbeitsplatz zu finden sind, würde ich unterstützen. Sollen sie die Räumlichkeiten und das technische Equipment in den Schulen bekommen, aber dass ein Lehrer fast die Hälfte seiner Dienstzeit nicht am Arbeitsplatz zu finden ist, finde ich ungeheuerlich. Ein Lehrer sollte die meiste Zeit bei den Schülern verbringen und nicht bei der Benotung deren Arbeiten, denn dadurch werden sie nicht besser.
Lehrer und Migranten haben also etwas gemeinsam - sie sind nie Schuld an den schwachen Lernergebnissen.