Montag, 10. September 2012

Studiengebühren - Gabi Burgstallers einsamer Kampf


Seit Monaten kämpft Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller parteiintern um die Einführung von Studiengebühren. Die Reaktion der SPÖ zu beobachten ist ein „Genuss.“
Wenn man nämlich bedenkt, dass Wiens Landeshauptmann Michael Häupl (SPÖ) nur einmal sagen musste, dass er sich ein Berufsheer wünsche, woraufhin sich sein Parteikollege und Verteidigungsminister Norbert Darabos um 180° wendete und seither verbissen für ein Berufsheer kämpft, fragt man sich, was macht Frau Burgstaller falsch?


Ist es, weil sie eine Frau ist?
Ist es, weil sie im falschen Bundesland sitzt und nicht in Wien oder Niederösterreich zu Hause ist?
Oder ist es, weil sie nicht Michel Häupl oder Erwin Pröll heißt?
Denn es ist schon auffällig, dass jetzt mehr und mehr SPÖ Stimmen aus der Deckung kommen und ihre prinzipiell ablehnende Haltung gegenüber Studiengebühren aufgeben, weil es der Wiener Bürgermeister tat. Es ist herrlich, zu beobachten, wie die ganze Nation nach Wien und Niederösterreich schielt und wie diese zwei Landesfürsten ständig vorgeben, was tabu ist und was nicht. Jeder für seine Partei. Die SPÖ schielt nach Wien und die ÖVP nach Niederösterreich.

Es scheint ein Kuhhandel zwischen ÖVP und SPÖ stattgefunden zu haben. Die ÖVP lockert ihre Haltung zur Allgemeinen Wehrpflicht und zur Gesamtschule. Dagegen opfert die SPÖ ihre Haltung zu Studiengebühren. Das Problem könnte für die SPÖ sein, dass die Studenten einfach zu stupide sind, zu durchschauen, dass Gabi Burgstallers Vorschlag ein durch und durch sozialistischer Ansatz ist. Die zahlende Mehrheit 60% finanziert die Unterprivilegierten 40%.
Gehört man zu den 40% dann bekommt man 1000 Euro geschenkt und darf gratis studieren.
Einmal mehr kann man nur sagen, es zahlt sich in Österreich nicht aus, tüchtig zu sein. Man wird für Fleiß und Arbeit nur bestraft.

Trotzdem sagte Burgstaller durchaus auch richtige Dinge in ihrem Interview mit dem ORF.
Es ist ja auch eine SP Forderung, die Ganztagsbetreuung und eine möglichst frühzeitige Kindergartenabschiebung  Kindergartenbetreuung durchzusetzen. Doch den wenigsten Verfechtern des freien Unizugangs fällt auf, dass diese Bildungseinrichtung, obwohl sie weit fundamentaler ist, als die Universität, keinesfalls gratis ist. Frau Bugstaller fiel das mittlerweile auf, was ich ihr hoch anrechne. Ob diese Unausgewogenheit deswegen nicht auffällt, weil die wenigsten Studenten selbst Kinder haben, sondern eher als Kinder zu bezeichnen sind (zumindest nach ihrer geistigen Reife), darf spekuliert werden. Eine Studentin, die dem ORF vor die Linse kam, meinte ganz brav nach linken Wertvorstellungen indokriniert: „Klar bin ich gegen Studiengebühren, schon aus Prinzip, jeder hat Recht zu studieren, die Uni muss gratis sein…“
Nach diesem intellektuellen, links verblendet- und unhinterfragten Höhenflug einer jungen Studentin bleibt nur die Frage, was eigentlich am gesamten Schulsystem falsch läuft, wenn dieses doch gratis ist und trotzdem immer mehr Analphabeten hervorbringt? Ein Junglehrer gab ebenfalls die politisch korrekte Antwort. Darum wurde sein Statement ja gesendet.
„Die Aufteilung in Haupt-, Mittelschule und Gymnasium produziert die Analphabeten.“
Komisch, dass diese Unterteilung der Schulen vor dreißig Jahren auch schon bestimmend war, und es da weit weniger Analphabetismus gab, als heute. Gleichzeitig gab es damals auch weniger Migration, weniger Vollbeschäftigung für Frauen und weniger Ganztagesbetreuung.
Aber wir wollen doch nicht eine politisch korrekte Meinung hinterfragen.
Schließlich hat sich doch Michael Häupl noch nicht dazu geäußert…

Eine Mutter gab in einem Forum sinngemäß folgendes Statement ab:
Sie verstehe nicht, warum die Unis gratis sein müssen.
In jeder Volksschule werden die Eltern zur Kasse gebeten. Die Schulbuchpreise steigen jedes Jahr und trotzdem gibt es einen Kopierbeitrag. Jeder Lehrer hat seine eigenen Heft- und Einbandvorstellungen. Schwimmunterricht, Ausflüge, Exkursionen, Sport und Skiwochen, zu denen die Kinder richtiggehend gedrängt werden (und in denen viele Lehrer ihre Verantwortung an Betreuer und Trainer abgeben, um eine Woche Urlaub zu machen - die Kosten tragen die Eltern). In höheren Schulen steigen diese Kosten exorbitant an. Laptop, Netzwerkosten, Software wollen auch bezahlt werden, bis hin zu extrem teuren Uniformen, die in gewissen höheren Schulen (Hotelfachschulen etc.) vorgeschrieben sind. Jeder, dessen Kinder Schüler sind, kann diese Liste mit Sicherheit vervollständigen.

Na, Hauptsache das Studium ist gratis und wenn schon Studiengebühren, dann bitte nicht um in eine Lenkung oder Verbesserung der Infrastruktur zu investieren, sondern um Benachteiligten das Gratisstudium zu ermöglichen. Es ist ganz egal, wie hoch die Ausfallsquote ist. Hauptsache jeder hatte die Chance.
Auch wenn der Denkansatz Burgstallers richtig ist und ihr Engagement in dieser Sache für eine SPÖ Politikerin ungewöhnlich mutig ist - ist er leider nicht zu Ende gedacht.
Trotzdem ist das der brauchbarste Vorschlag, den ich von ihr je gehört habe.


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