Mittwoch, 26. März 2014

Attacke von rechts

In Frankreich lässt der Wahlerfolg der Front National die Sozialisten zittern. Bei den kommenden EU Wahlen sind Zugewinne für die Rechtsparteien absehbar und in Österreich glänzt Andreas Mölzer (EU Spitzenkandidat der FPÖ) mit archetypischen Aussagen.


So sehr mich diese Mölzer-Sprüche auch ärgern und ich sie für absolut unnötig  und kontraproduktiv halte, weil ich mich frage, ob die FPÖ für alle Ewigkeit nur an den Stammtischen Kaiser sein und nicht eines Tages für die breite Mittelschicht wählbar werden will, darf man eines nicht übersehen:
Die Süddeutsche Zeitung, die ja nicht gerade im Ruf steht, politisch neutral zu agieren, hat die Audioaufzeichnung der Mölzerrede nicht weniger als sechs Wochen unter Verschluss gehalten, um sie im richtigen Moment wie eine Bombe hochgehen zu lassen. Da wurde abgewartet, bis die gröbste Aufregung aus der Weltpolitik abgeflaut ist, damit die Mölzersprüche auch so richtig einschlagen. Würden keine EU Wahlen anstehen, so wäre die Rede wohl gar nicht weiter aufgefallen, weil ja Mölzer  ohnehin für seine politisch unkorrekten Sprüche bekannt ist.
Doch Andreas Mölzer ist meines Erachtens viel zu intelligent, als dass ihm so etwas einfach „passieren“ könnte. Gehen wirklich so die Emotionen mit ihm durch, dass er sich während seiner Reden nicht beherrschen kann? Ich kenne kaum einen anderen österreichischen Politiker, der so gekonnt die Attacken Armin Wolfs (ORF Moderator der ZIB2) parieren kann - beziehungsweise den Spieß einfach umdreht. Seine Worte wirken immer durchdacht und doch nie vorgefertigt. Andreas Mölzer ist meines Erachtens ein Intellektueller, wie es sie in Österreich zu wenige gibt und der durchaus das Potential hat, um zu zeigen, dass es kein Erfordernis für Intellektuelle ist, politisch links zu stehen (wie uns viele Medien glauben lassen wollen). Warum zerstört sich Mölzer diese Chance regelmäßig mit seinen unbeherrschten Provokationen? Warum will er nicht die politische Mitte erobern? Warum begnügt er sich mit dem rechten Rand? Solche Sprüche sind nicht mehrheitsfähig. Die Stimmen vom Stammtisch, die er durch diese Sprüche gewinnt, verliert er von jenen, die der in der politischen Mitte gewonnen hätte, und ich glaube, dass der politische Schaden für die FPÖ dadurch größer sein könnte, als die Gewinne. Andreas Mölzer sollte sich angesichts der Tatsache, dass an Frankreich abzusehen ist, dass die kommenden EU Wahlen für die Sozialisten ein Schlag ins Gesicht werden (sie werden im wahrsten Sinne des Wortes ein blaues Wunder erleben) an Le Pen aus Frankreich ein Beispiel nehmen. Die Sozialisten fallen angesichts der prognostizierten Wahlergebnisse wie die Wölfe über rechte Provokationen her, um das braune Schreckgespenst an die Wand zu malen. Würde Le Pen so unbeherrscht agieren wie Mölzer  hätten die französischen Sozialisten alles getan, um das rechte Schreckgespenst an die Wand zu malen und die Front National als unwählbar erscheinen zu lassen.
Der ORF bemüht sich übrigens peinlichst, immer zu erwähnen, dass die Front National eine rechtsradikale Partei ist. Ich frage mich immer, ob der ORF bei dieser Bezeichnung bleiben wird, wenn Le Pen eines Tages der Verhandlungspartner auf EU Ebene sein wird, denn es ist anzunehmen, dass es in Frankreich in absehbarer Zeit eine Mitte-Rechts Regierung geben wird.

Wenn die FPÖ nur aufhören könnte, den Linken ständig etwas zu fressen zu geben, um ihre Rechtsphobien zu pflegen, könnte sie auch tatsächlich eine Alternative für die Menschen sein, wie sich an Frankreich zeigt.

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