Dienstag, 11. März 2014

Österreichs rosarote Brille

Im Moment scheint es, als könnten die NEOS gar nichts falsch machen.
In selben Maße, in dem Spindeleggers ÖVP von Tag zu Tag unpopulärer wird, reiten die NEOS von einem Erfolg zum Nächsten. Doch warum sind die NEOS so sexy für die Wähler?


Gleich eines vorweg. Ich glaube trotz des augenblicklichen Erfolges der NEOS, dass der Lack dieser Partei bald abgewetzt ist. Der Erfolg der NEOS beruht nicht auf ihren Inhalten, nicht auf ihrer Anziehungskraft, nicht auf ihrem liberalen Weltbild, sondern ausschließlich auf der Schwäche der ÖVP. Niemand in der ÖVP will Spindeleggers Job, obwohl jeder weiß, dass er der falsche Mann am falschen Platz ist. Der Parteiobmann der ÖVP kann nichts mehr richtig machen. Alles in der ÖVP wartet auf Sebastian Kurz, der den Wagen ÖVP wieder auf Schiene stellen soll. Die ÖVP hat sich schon aufgegeben. Die Wähler flüchten aus Ausweglosigkeit zu den NEOS und nicht, weil ihnen die Farbe pink so gut gefällt.

Das Glück der NEOS ist es nämlich, dass sich kein Schwein fragt, für welche Inhalte die NEOS stehen, denn dann wäre die Hälfte ihrer Wähler schon wieder fort. Doch die Fassade des Erneuerers und Reformers wird bald ab sein. Mittelfristig wird sich die Matthias-Strolz-Reform-Rethorik abnützen („jedes Kind die Flügel heben“), die Wähler werden sich fragen, was er eigentlich damit meint und das wird der Tag der Wahrheit für die NEOS sein. Dann wird offenbar, dass sich ihre politischen und gesellschaftlichen Visionen gar nicht so sehr mit den Ex-ÖVP Wählern deckt.
Die ÖVP ist schlecht beraten, wenn sie versucht, den modernen, urbanen, liberalen, zeitgeistigen Strömungen entgegenzukommen. Denn die Wähler, die auf diese Strömungen anspringen, haben die ÖVP schon lange verlassen. Jetzt vertreibt die ÖVP damit auch die Konservativen, Christlichen und jene, die einen Gegenpol zum Mainstreameinheitsbrei suchen, ohne Rechts zu wählen. Die Anbiederung der ÖVP an Gender Mainstream, Homosexuellen- und Gleichstellungslobbyisten ist zutiefst kontraproduktiv. Das Problem der ÖVP war nicht ihr konservatives Weltbild, so wie es uns die Medien suggerieren, sondern die Tatsache, dass sie sich ständig von der SPÖ an die Wand spielen lässt und dass sie die letzten Jahre entweder nichts weitergebracht hat oder (siehe J.Pröll) Teil des Problems war.

Was viele NEOS Wähler noch nicht überzuckert haben, ist, dass die NEOS einen Nato-Beitritt befürworten, die Vereinigten Staaten von Europa heraufbeschwören, die Nationalstaaten Europas als ein Relikt aus der Vergangenheit erachten und Eurobonds als die Lösung für die Eurokrise ansehen. Sie sind für die vollkommene Gleichstellung der Homosexuellen-Partnerschaften inklusive Adoptionsrecht. (Wobei man sagen muss, dass auch Otmar Karas, der Spitzenkandidat der ÖVP, in dieser Frage keine eigene Meinung hat, was einen moralischen Notstand in der ÖVP offensichtlich werden lässt.) Sie sind dafür, die Kruzifixe aus den Schulen zu entfernen und beherbergen die gesammelte ehemalige LIF Elite.
Mit anderen Worten: Ist der Lack von Matthias Strolz einmal ab, kommt das Antlitz von Claudia Schmied zum Vorschein. Die Verpackung in Pink mag dem Zeitgeist entsprechen und im Augenblick „in“ sein. Doch das aggressive Pink wird dem Wähler bald in den Augen weh tun. In der Krise verlieren Institutionen wie die EU massiv an Glaubwürdigkeit. Die Wähler werden dann bald merken, dass die NEOS sie noch viel stärker an die EU ausliefern, als es die ÖVP tut (was angesichts des EU Fanatikers Otmar Karas etwas heißt).

Mit anderen Worten: Was genau an den NEOS bürgerlich oder liberal ist, bleibt in Wahrheit ein Geheimnis, vielmehr ist die Übereinstimmung der NEOS mit den linksextremistischen Grünen erschreckend - und das werden bürgerliche Wähler eines Tages mitbekommen.

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