Schon länger torkelt die SPÖ recht ziellos um sich selbst und sucht ihre Identität oft in einem plumpen Dagegen sein oder einer Art Klassenkampf, den es so nicht mehr gibt.
Das Problem der sozialdemokratischen und sozialistischen Parteien ist, dass es in Europa fast keine klassischen Fabriksarbeiterschaften gibt. Diese sind im sozialistischem China zu Hause. Die Frage ist - hätte die Sozialdemokratie nicht dafür kämpfen sollen, dass die Industriebetriebe bleiben? Jahrelang haben sich sozialdemokratische Parteien als Global Player gebärdet. (So verdient Gerhard Schröder ganz gut bei Gasprom und Viktor Klima bei Volkswagen in Südamerika). Ob solche Erfolgsmanager Typen wirklich glaubwürdig die Herzen der Arbeiter erobern können bleibt zweifelhaft.
Der Sozialismus ist in der Arbeiterschaft groß geworden und ist die Antwort auf eine großbürgerliche Industriegesellschaft gewesen, die die Arbeiter schamlos ausgenützt hat. (Wir sprechen hier vom 19.Jhd.) Nun ist die Industrie aus Europa abgewandert und wir lassen das Industriezeitalter hinter uns. Die sozialdemokratischen Parteien geben sich schon lange nicht mehr als die Parteien der Arbeiter. Im Gegenteil. Großunternehmer wie Hannes Androsch gehören zur sozialdemokratischen Elite. Interessant ist, dass es eine Initiative innerhalb der SPÖ gibt, die sich - angelehnt an der Kirchenreformbewegung „Wir sind Kirche“- mit dem Namen: "Wir sind (auch) SPÖ" benennt. Bezeichnend finde ich das deswegen, weil „Wir sind Kirche“ eindeutig NICHT Kirche ist. Wenn jemand auffällig betont, dass man auch dazugehört, sagt man doch damit aus, dass es in Wahrheit nicht so ist, bzw. dass man Angst hat, es nicht zu sein. Der Wirtschaftssprecher der SPÖ Christoph Matznetter stellt sich gerne in diese Reihen, damit man auch etwas Revolutionäres an sich hat. Die Orientierungslosigkeit ist schon groß, wenn man einer Partei angehört, die ihre Identität aus einer Welt und Gesellschaftsordnung bezieht, die es so nicht mehr gibt. Deswegen ist die Verlockung so groß, sich in jugendlich-revolutionären Reihen zu verstecken, damit man nicht merkt, wie deplatziert man sich eigentlich in einer Regierung vorkommt, die es sich nicht leisten kann, auf einen nicht vorhandenen Klassenkampf zu schwören und anstelle populistischer Toleranzrevolutionen lieber konstruktive Kompromissvorschläge bringen sollte.
Doch partizipieren die angeblich so jugendlichen Kräfte wie Frau Rudas auch schon so herrlich mit der Elite, dass es ja fast schon unglaubwürdig erscheint. Am Ende wird doch nicht das milde Lächeln eines Herrn Faymanns zu wenig sein, um die Orientierungslosigkeit der SPÖ zu überspielen. Nach jeder verlorenen Wahl verkündete dieser ganz todesmutig: „Der Kurs der SPÖ wird beibehalten.“
Wenn wenigstens die SPÖ Funktionäre wüssten, welchen Kurs ihr Chef meint.
Die SPÖ hat also ein ähnliches Problem wie die Grünen: Die Realität hat diese Parteien eingeholt bzw. schon überholt. Darum bleibt ihnen nur noch ihr Lieblingsfeindbild zu pflegen: Das rechte Gesindel muss ausdrücklich beschimpft werden.
Na, wenn das nicht zukunftsweisend ist und den Funktionären wieder Orientierung gibt.
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