Donnerstag, 14. Juni 2012

Die Russen sollten unser Vorbild in Sachen Zivilcourage sein, aber stattdessen empören wir uns über Nebensächlichkeiten


Mit Verachtung blickt Europa nach Russland, welches unter Putin der Demokratie den Rücken kehrt. Die Russen kämpfen um ihre Freiheit. 10 000 Menschen treffen sich trotz Sauwetter, um ihre Unzufriedenheit kundzutun. Dabei kommt es in Russland zu Verhaftungen und Repressionen für „Spaziergänger für die Demokratie“. Wir sollten also durchaus Achtung haben vor den Russen, denn diese sind wesentlich wacher, als wir es sind. Wir leben nämlich in ganz ähnlichen Zuständen und haben kein Problem damit.


Wussten Sie, dass zwischen 2008 und 2011 jeder Euro-Bürger 9200 Euro ungefragt für die Bankenrettungen ausgegeben hat? Bekommen haben wir dafür nichts. Die Banken und der Euro wurden bis heute nicht gerettet. Wir haben 4500 Mrd. Euro an Rettungshilfen in das EU-Bankensystem investiert, ohne gefragt zu werden und ohne etwas davon zu haben (mehr davon hier). Das Geld ist einfach fort. Ich frage mich, warum bei uns noch keine 10 000 Menschen auf der Straße sind?

Vielleicht kann sich noch der eine oder andere Bürger an den Streit um die Eurofighterbeschaffung erinnern. Rund 1,5 Milliarden Euro taten uns damals weh. Verteidigungsminister Darabos tat alles, was er konnte, um diesen Preis auszuverhandeln.  Wir konnten uns ja solch teure Flugzeuge gar nicht leisten. Volksbegehren wurden eingeleitet und Anti- Abfangjägeraufkleber wurden überall hingeklebt. Die Empörung war groß. Welch unnötiger Luxus diese Eurofighter für uns waren.
Heute haben wir schon das zweite Bankenrettungspaket für Griechenland hinter uns. 12 Milliarden haben wir in Griechenland versenkt. (Nur geringfügig mehr, als die Eurofighter kosteten). Es gab keine Volksbefragung, kein Volksbegehren, keine Aufkleber (einmal abgesehen von den „Genug gezahlt“- Buttons des Herrn Bucher, BZÖ).
Alle Politiker, angefangen bei Maria Fekter bis Pröll (der Ex-Vizekanzler) und Werner Faymann, haben uns erklärt, dass wir ja nur mit den Griechen ein Zinsgeschäft eingingen.
Sie alle haben uns für blöd verkauft und uns in die Taschen gegriffen, ohne uns zu fragen.
Ich frage mich noch einmal, warum lassen wir uns das gefallen, - warum sind bei uns keine
10 000 Menschen auf der Straße?

Was empört also die Österreicher? Wenn es nach den Medien geht, dann ist es die Affäre Graf, die das Herz der Österreicher empört. Ganze dreihundert Aktivisten fanden sich vor dem Parlament ein und empörten sich über den Dritten Nationalratspräsidenten mit Plakaten, die viel über die Demonstranten aussagen. („Mit Verlaub Herr Präsident, Sie sind ein A….loch!“)

Wir zahlen jeden Monat unsere ORF Gebühren, damit wir täglich die Meinung der ZIB Moderatoren unterbreitet bekommen, die uns sagen, wer Gut und Böse ist. Wir leben in einer Meinungsdiktatur, die nur mehr aus vorgefertigten Phrasen besteht. Wir sollen uns über bestimmte Dinge empören und andere bestimmte Dinge hinnehmen. Am wichtigsten aber ist, wir sollen zahlen, zahlen, zahlen…
Und wir lassen uns das alles gefallen. Wir tun es. Wir sind anders als die Russen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen