Es ist ja schon irgendwie erstaunlich.
Gehörte es unter Papst Benedikt XVI sozusagen zum guten Ton, über seine Reden empört zu sein und ihn mit verkürzten Zitaten falsch wiederzugeben, so verhält es sich mit Papst Franziskus genau umgekehrt. Es ist richtig erstaunlich, wer sich aller auf einer Welle mit Papst Franziskus sieht, oder welche Aussagen mit seiner Person gerechtfertigt werden.
Unlängst erstaunte unser Landwirtschaftsminister Andre Rupprechter (ÖVP) die Nation nicht etwa mit seiner Fachkompetenz - nein, zum Thema Landwirtschaft habe ich bisher noch nichts gehört von ihm – sondern mit seiner Forderung nach einem Adoptionsrecht für Homosexuelle. Möchte die Frauenministerin nicht endlich eine Wortspende zur Landesverteidigung abgeben, oder die Verkehrministerin zur Gesundheitsreform? Woher sich Rupprechter berufen fühlt, sich zum Homosexuellensprecher der ÖVP zu machen verstehe ich nicht. Oder fungiert Rupprechter als „Schläfer“ im Namen der SPÖ, der von Heinisch-Hosek aktiviert wurde und der sich nur zur Tarnung bei der Angelobung auf das Heiligste Herz Jesu berief? Ich weiß es nicht und es ist mir angesichts seiner naiv-blinden EU Begeisterung auch herzlich egal. Aber wie er auf die Idee kommt, mit seiner Forderung mit Papst Franziskus auf einer Welle zu sein, ist mir schleierhaft. Ich weiß ja nicht, ob es vielleicht mehrere Päpste mit dem Namen Franziskus gibt, auf die sich Rupprechter berufen könnte, aber der Papst Franziskus, den ich kenne hat nie auch nur die leiseste Andeutung gemacht, dass das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare etwas Positives wäre. Rupprechter aber hat das ganz genau gehört, was in mir die Vermutung weckt, dass es vielleicht aktuell zwei unterschiedliche Päpste mit dem Namen Franziskus gibt und ich nur einen davon kenne. Denn ich kenne keinen Text und keine Rede von Franziskus, aus dem ich das entnehmen könnte.
Aber heutzutage wird ja schon alles umgedreht.
Man diskriminiert Homosexuelle schon, wenn man sie nicht bejubelt. Man unterdrückt sie schon, wenn man ihnen kein Adoptionsrecht zugesteht. Demnach diskriminiert die Natur selbst ja auch Homosexuelle, weil auch sie Homosexuellen nicht die Möglichkeit gibt, sich innerhalb ihrer Partnerschaft zu reproduzieren. Bei so viel Diskriminierung ist es kein Wunder, dass Homosexuellensprecher von Rupprechter – der ihnen ja anfänglich ungut aufgefallen ist, da er sich bei der Angelobung auf Gott berief – so positiv überrascht sind. Vielleicht wäre der Landwirtschaftsminister bei den NEOS besser aufgehoben gewesen, als bei der in homöopathischen Dosen christlich orientierten ÖVP.
Bleiben wir gleich einmal bei den Neos. Ein prominentes Mitglied bei den Neos ist der Paradeatheist Niko Alm, der sich über alle Religionen lustig macht, indem er selbst eine Spagetthimonsterreligion erfand und unbedingt mit einem Nudelsieb auf dem Kopf auf seinem Reisepass abgebildet werden wollte. Seltsamerweise ist er nur mehr ohne den Zeichen seiner Religionsausübung anzutreffen, womit er eigentlich öffentlich zugibt, dass er die Republik Österreich verarscht hat und das Recht auf Religionsfreiheit dazu missbraucht hat, seine opportunistischen und populistischen Ziele zu verfolgen.
Doch das hält den Parteichef der Neos (Matthias Strolz) keineswegs davon ab, sich mit Papst Franziskus auf einer freakigen Welle der Reformer zu sehen, die sich über Europa zieht. Zu dieser Protest- und Reformwelle gehören neben Papst Franziskus und die Neos noch die Femen, Stuttgart 21, (die Piraten und die Grünen nicht, weil sie Konkurrenten der Neos sind) und die Occupy Bewegung.
Das ist mir irgendwie unheimlich, weil ich noch nicht herausgefunden habe, worin sich die Aussagen von Papst Franziskus von den Aussagen Papst Benedikts unterscheiden. Aber ich vermute einmal, dass die Menschen immer das hören, was sie hören wollen. Bei Papst Benedikt war es das, was ihnen missfällt, damit sie auf ihn schimpfen können und bei Papst Franziskus hören sie, was ihnen gut gefällt, damit sie ihn für ihre Zwecke einspannen können.
Eines jedenfalls hören sie nicht, nämlich das, was sie tatsächlich sagen.
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