Montag, 23. April 2012

Von Ketzern und Rebellen


Wie sich die Zeiten ändern. Mussten sich in altvorderen Zeiten die Ketzer unter Lebensgefahr zu ihrer Ketzerei bekennen bzw. ihr abschwören,  ist es heute genau umgekehrt. Wer etwas auf sich hält, also wer beim Publikum so richtig gut ankommen will, der muss sich als Ketzer aus Leidenschaft bezeichnen. Erst dann kann man sich des Applauses sicher sein.


Es gilt also als chic, sich (am besten mit „sündig-keckem“ Augenzwinkern) als Ketzer zu bezeichnen. Dabei ist es fast egal, ob man mit der Kirche oder mit Theologie etwas zu tun hat. Man kann ruhig auch Kinderbücher (z.B. Janosch) schreiben. Viel erfolgreicher und intellektuell erhabener wirkt das Kinderbuch mit dem Zusatz, dass man Ketzer aus Leidenschaft ist.

Aber auch in innerkirchlichen Dikussionen gehört es schon zum guten Ton, sich durch seine Selbstdefinition als Ketzer vom Klerus zu distanzieren. So rühmte sich in der ORF-Diskussionssendung Uta Ranke-Heinemann damit,  eine Ketzerin zu sein. Doch wundert mich, dass sie niemand berichtigt hat. Sie ist keine Ketzerin. Sie ist einfach kein gläubiger Christ. Laut ihren eigenen Aussagen hat sie unter Papst Johannes Paul II den Glauben an Christus verloren. Warum der ORF sie dann für kompetent hält, über die Kirche zu urteilen, kann ich genauso wenig nachvollziehen, wie die theologischen Ergüsse eines Alfons Haider (ein sich zur Homosexualität bekennender Entertainer und Künstler, der ebenfalls kein Christ ist). Neuerdings eignet man sich die Kompetenz, über die Kirche zu urteilen, schon durch die Neigung zur Homosexualität an.

Wen wundert es dann noch, dass Helmut Schüller, der Begründer der „Pfarrerinitiative“, eine Auszeichung vom „Ketzerguru“ Hans Küng verliehen bekommen hat.
Meiner Meinung nach sollte sich Helmut Schüller schon fragen, warum so viele erklärte Ketzer, nichtgläubige Theologen und Atheisten an seiner Seite kämpfen und ihn mit Auszeichnungen überhäufen.
Dabei will ich gar keine Aussage über diese „Pfarrerinitiative“ an sich machen, außer der, dass ich den „Aufruf zum Ungehorsam“ einfach unerträglich und für unzumutbar halte. Ein Abteilungsleiter einer Firma, der seine Mitarbeiter zum Ungehorsam gegenüber der Firmanleitung aufruft, würde wohl auch fristlos entlassen werden. In der Kirche hingegen wird man dafür bejubelt.
Es geht mir einerseits um die innerkirchlichen Auswirkungen und andererseits um die mediale Botschaft, die durch diese Pfarrerinitiative an eine Gesellschaft, die von Christentum und Glaube nichts wissen will, ankommt - nämlich: „…wie geil ist es doch, ein Ketzer zu sein.“
Die eigentliche Botschaft und Aussage des Christentums wird nämlich in all den Diskussionen hartnäckig verschwiegen und sie wird deshalb von kaum einem Menschen unserer Gesellschaft noch verstanden.
Darum gehört diese Diskussion zurück in die Kirche, wo sie durchaus diskutiert werden darf, aber raus aus den Medien, wo diese Diskussion nur einseitig geführt wird. Dafür sollte die Kirche vielleicht wieder in anderen Bereichen mehr hinaus gehen und verkünden, was die eigentliche Botschaft des Glaubens ist.

Im Übrigen möchte ich einmal meine Bewunderung für den viel geprügelten Erzbischof Schönborn bekunden, der, egal welche Entscheidung er auch trifft, von allen Seiten Hiebe bekommt. Lässt er einen homosexuellen Gemeinderat nicht zu, bekommt er Prügel von der ganzen Welt, die überhaupt keine Beziehung zur Kirche hat, aber meint, kompetent in innerkirchlichen Angelegenheiten zu sein. Tut er es doch, bekommt er Hiebe von kath-net und Co.


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