Montag, 17. Juni 2013

Das Rote Wien und die Toleranzheuchelei

Jedes Jahr gibt es in Wien einen Live-Ball, eine Regenbogenparade und ein Donauinselfest und viele andere mehr oder weniger freizügige Events, auf denen Toleranz, Gleichstellung und Offenheit das oberste Dogma ist, das ein Mensch zu befolgen hat.
Doch was ist das?


Erschütternde Berichte aus den Wiener Kinderheimen, wo Vergewaltigungen, Zwangsprostitution und das sadistische Quälen von Kindern zum Alltag gehörten, kommen ans Tageslicht. Praktiken, die die Verfehlungen der Kirche bei Weitem übertreffen - hat doch gegen Ende des kirchlichen Missbrauchsskandals jede Ohrfeige (was in meiner Kindheit noch nichts Außergewöhnliches war) als Missbrauch gegolten. Keine Sorge. Ich will die kirchlichen Verfehlungen keineswegs mildern und abschwächen. Nur verlange ich jetzt, dass auch hier, wenn es um Missbrauch im politisch-roten Milieu geht, mit der selben medialen Härte vorgegangen wird. Unzählige Sendungen beschäftigten sich über Wochen und Monate mit den Kindesmissbrauchsfällen in Klosterschulen, Priesterseminaren und Internaten der Katholischen Kirche. Die Ohrfeige, die ein Bischof irgendwann einmal einem Buben gegeben haben soll, war wochenlang Kindesmissbrauchsthema. Jetzt kommt ans Tageslicht, dass unter der SP-Führung Wiens das systematische Vergewaltigen und Prostituieren von teils behinderten Kindern „normal“ war.
Damals sind die Massen aus der Kirche ausgetreten, weil sie es angeblich moralisch nicht mehr verantworten konnten, Mitglied bei der Katholischen Kirche zu sein.
Wie viele Wiener waren darunter? Werden sie jetzt auch alle ihre Wiener Meldezettel abgeben, weil sie es moralisch nicht mehr vertreten können, Wiener zu sein?

Was bringen die zahllosen Events, die die Gemeinde Wien unterstützt und an denen Offenheit, Freiheit, Homosexualität, Toleranz, Freizügigkeit und Dekadenz zelebriert wird, wenn es unter dem moralischen Teppich der Sozialdemokratie so aussieht?
Wer sich damals bemüßigt fühlte, die Kirche als besonders scheinheilig zu kritisieren, der muss doch jetzt mit noch viel stärkerer Vehemenz die Wiener Stadtverwaltung kritisieren. Doch siehe da, im ORF ist darüber kaum die Rede. Kein Vergleich zur medialen Aufmerksamkeit bei kirchlichen Missbrauchsfällen. Nicht einmal eine Diskussion gab es bisher über das Thema. Schließlich möchte man beim ORF doch nicht die SPÖ beschmutzen - egal wie viel Dreck unter ihrer Verwaltung zu verstecken ist.

Wo ist die Historiker-Kommission, die die Fälle überprüft?
Wo sind die Forderungen nach Entschädigung und die Forderungen nach Strafe?
Solange es um Kleriker ging, waren diese Forderungen überall gegenwärtig.
Wo ist der mediale Aufschrei?

Doch die Menschen scheinen nicht zu merken, dass sie mit zweierlei Maß messen.
Denn solange sie mit Unterhaltungs- und Fun-Events ruhig gestellt werden, sehen sie nicht, dass sie es sind, die diese Vertuschung bezahlen.

Sind kirchliche Opfer mehr wert, als Opfer aus den Kinderheimen der Stadt Wien?

Ist es nicht eine zusätzliche Beleidigung der Opfer aus Wiener Kinderheimen, wenn der ORF versucht, diese Praktiken dort als „längst vergangen“ am Rande zu erwähnen, während jede Ohrfeige eines Klerikers zum sadistisichen Akt erklärt wurde?

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