Mittwoch, 14. August 2013

Christentum und Rechtspolitiker - eine Gefahr für die Demokratie?

In Wien ist es kürzlich zu Hausdurchsuchungen in dem Büro der Internetwebsite "gloria.tv" gekommen. Computer wurden beschlagnahmt. Zwei Geistliche stehen im Verdacht, über gloria.tv und kreuz.net schwulenfeindliche, judenfeindliche und rechtsradikale Aussagen getätigt zu haben. Unabhängig davon, dass mir die Interntseite „kreuz.net“ ungefähr so sympathisch wie Darmgrippe ist, und ich diesen Internetauftritt keinesfalls in Schutz nehmen will,  bin ich gespannt, worin denn im Endeffekt die schwulenfeindlichen, rechtsradikalen und antisemitischen Aussagen bestehen werden.


Hingegen sickern islamische Vertreter immer erfolgreicher in die Politik - und dabei wird nicht lange nach ihrer Geschichte und Herkunft gefragt. Die Regierungsparteien buhlen richtiggehend um die Gunst konservativer Moslems. Wahrscheinlich sind ihnen bei den Pro-Erdogan-Demonstrationen in Wien die Augen aufgegangen - und angesichts der Tatsache, dass die Österreicher selbst von SPÖ und ÖVP die Schnauze gestrichen voll haben, wirft sich die Politik nun den konservativen Türken an den Hals. In der SPÖ kandidiert Resul Ekrem Gönültas, der der Islamischen Föderation Wien (IFW) und damit der Milli Görüs Bewegung (die in Deutschland wegen demokratiefeindlicher Tendenzen unter Beobachtung steht) angehört und für die ÖVP geht Hasan Vural aus AKP-nahem Umfeld ins Rennen.

Dies alles stört die Vertreter der evangelischen Kirche nicht, aber als die FPÖ das Nächstenliebegebot für ihre Werbekampagne aus der Bibel entlehnt, haben der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker und Oberkirchenrätin Hannelore Reiner sofort aufgeschrien. Mittlerweile haben sich natürlich auch Katholische Vertreter gezwungen fühlen, die Heilige Schrift vor der FPÖ zu schützen. (Bei Künstlern, die die Heilige Schrift oder andere christliche Symbole mit Kot beschmieren, im Urin versenken oder ähnliche „Kunstaktivitäten“ setzen, habe ich weder von Evangelischer noch von Katholischer Seite eine Stimme der Empörung vernommen und das tut mir als Christ mehr weh, als ein sehr einseitig interpretiertes Gebot aus der Bibel. Vor allem dann nicht, wenn H.C.Strache dazu sagt, dass dies seine Sicht der Dinge ist und das Zitat nur der Bibel entlehnt ist. Ich finde zwar die Werbung der FPÖ äußerst unpassend und nicht weniger lächerlich, doch genau genommen müssten sich die Kirchen auch jedes Mal darüber aufregen, wenn jemand das Zitat „Auge um Auge - Zahn um Zahn“ verwendet, denn auch dieses Zitat wird nur in falschem Kontext und falschem Verständnis  genutzt. (Damals war Blutrache das angemessene Mittel der Vergeltung und „Auge um Auge“ eine liberale Rechtsordnung.)
Hätten also die Grünen das Nächstenliebezitat für eine Campagne für die Gleichstellung der Homoehe verwendet, hätte sich die Evangelische Kirche kaum aufgeregt und auch die Katholische Kirche Österreichs hätte wahrscheinlich geschwiegen.
Aber bei der FPÖ ist Feuer am Dach. Das ist ja unerhört.

Ich könnte mir vorstellen, dass die Kandidaten Hasan Vural und Resul Ekrem Gönültas von ÖVP und SPÖ in ihrer Geschichte schon einmal ähnliche Aussagen gemacht haben, wie die Geistlichen auf „kreuz.net“, aber diese sind trotz Milli Görüs Herkunftsmilieu über jeden Verdacht erhaben. Ich habe gehört, dass in gewissen islamischen Kreisen schwulenfeindliche, antisemitische und rechte Ansichten durchaus auch sehr populär sind. Gerade bei den konservativeren Muslimen, um die sich SPÖ und ÖVP so bemühen.


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