Mittwoch, 7. Juli 2010

Was die ORF Umfrage zum Zölibat wirklich aussagt.

Stellen wir uns einmal folgendes Szenario vor.
Die Kirche gibt eine Studie in Auftrag, in der Mitarbeiter des ORFs, ohne dass die Führung des ORF etwas davon weiß, befragt werden, ob diese mit der politischen Ausrichtung des ORF zufrieden sind. Es gibt keine Kontrollinstanzen für diese Umfrage. Es wird auch kein Statistikbüro bemüht, und kein Statistisches Zentralamt gebraucht. Man macht die Umfrage, indem man einen sympathisch erscheinenden Mann beauftragt, der sich viel mit dem ORF beschäftigt, aber um Kritik an ihm nie verlegen war. Würden Sie solch einer Umfrage trauen, oder würden Sie annehmen, dass die Kirche ein bestimmtes Ergebnis hören will?

Ich würde annehmen, dass diese Umfrage suggestiv ist, und ein bestimmtes Ergebnis zum Ziel hat.
Genau das ist mit der ORF Umfrage über den Zölibat passiert.
Die Kirchenführung hat nichts gewusst, der ORF hat die Studie in Auftrag gegeben und sie ist nicht repräsentativ, wird aber behandelt, als wäre sie es.

Folgende (bescheuerten) Fragen, die man kaum mit „zutreffend/nicht zutreffend“ beantworten kann, wurden in dieser Umfrage gestellt:

17. Wenn Sie auf Ihr Leben als Eheloser zurückblicken, wie war es bei Ihnen? Würden Sie sagen....

 ich habe einen eigenständigen Weg gefunden, den ich verantworten kann. [96]


Das will ich doch hoffen. Ich hoffe dass jeder Geistliche eigenständig handelt, sodass er es verantworten kann. Selbst dann, wenn sich seine Handlung mit der Kirchenführung deckt ist sie eigenständig.

 es geht mir wie vielen Verheirateten, die ich kenne – es war ein Auf und Ab. [97]


Diesen Punkt müssten eigentlich 100% der Befragten zugestimmt haben, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Geistlicher kein „Auf und Ab“ kennt.

19. Wenn Priester die Möglichkeit hätten, bei Behalten ihres Amtes zu heiraten: würden Sie dann …. [105]
 sicher weiterhin ehelos leben
 wahrscheinlich weiterhin ehelos leben
 wahrscheinlich nicht weiterhin ehelos leben
 sicher nicht weiterhin ehelos leben

Eine besonders blöde Frage. Es ist anzunehmen, dass ein Mann der bisher keine Beziehung hatte wohl 1 und 2 ankreuzt, und wer eine Beziehung hatte 3 bzw. 4 ankreuzt.

25. Wann sind Sie zum Priester geweiht worden? [122]


Auch interessant, denn mit dieser Frage ist die Anonymität nicht mehr gegeben.

Es bedrückt mich sehr, wie der Glaube im Land verfällt. [11]


No-Na. Genauso gut könnte man einen Manager fragen, ob es ihn betrübt, wenn seine Verkaufszahlen sinken.

Die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils sollen entschlossener
durchgeführt werden. [8]


Diese Frage kann alles heißen. Das Zweite Vatikanische Konzil ist ja für den Zölibat. Wer will, dass es entschlossener durchgeführt wird, kann sich nicht dagegen ausspechen.

Die Kirche soll sich der modernen Welt mehr öffnen. [7]


Was sollte das heißen? Natürlich sollte sich die Kirche der Welt öffnen, aber nicht der Sünde. Warum öffnet sich die Kirche der Welt, wenn sie den Pflichtzölibat beendet? Was hat die moderne Welt davon, wenn Priester Sex haben dürfen?

In manchen Bereichen frage ich mich wirklich, ob diese Fragen von einem Pastoraltheologen stammen, oder nicht eher von ORF Jounalisten. Eine derartig oberflächliche Fragestellung kann nur zu einem oberflächlichen Ergebnis kommen. Das gibt Anlass anzunehmen, dass diese Umfrage einen gewissen Zweck erfüllen sollte. Sie sollte nicht die Priester verstehen bzw. aufdecken, wie es Priestern geht, sondern sie wollte von der Notwendigkeit überzeugen, den Zölibat abzuschaffen.

Wieder einmal bringt der ORF zum Ausdruck, wie kirchenfeindlich er eigentlich ist und wie sehr ihm daran gelegen ist, die Kirche zu zersplittern. Es ist mir ein Rätsel, wie sich Paul Zulehner so zum Handlanger des ORFs missbrauchen lässt. Es wäre schön, wenn er sich nicht unter die Kirchenspalter einreiht, sondern wenn er die Umfrage noch einmal in Zusammenarbeit mit den Bischöfen machen würde und die Fragen so stellen würde, dass man sie ohne die Sachverhalte zu verkürzen auch beantworten kann.

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