Freitag, 3. Mai 2013

Der Umweltminister sticht in ein Bienennest - und das vor den Wahlen


Man sollte sich vor den Wahlen seine Gegner gezielt aussuchen. Hätte Umweltminister Berlakovich (ÖVP) sich Gelsen, Zecken oder Fliegen zum Feind gemacht, wäre er zum Minister des Jahres gekürt worden. Aber dass er ausgerechnet ein Verbot von chemischen „Bienenvernichtern“ (Pestizide gegen Schädlinge im Mais-, Sonnenblumen- und Rapsanbau) ablehnt, kommt in einer Gesellschaft, die ihr Wahlverhalten von instinktiven Gefühlen abhängig macht, fast einem Selbstmord gleich. Sind doch Bienen die Sympathieträger schlechthin. Biene Maja, der dumme, faule Willi und zahlreiche andere Maskottchen prägen seit Kindertagen unser postitives Verhältnis zu diesen kleinen Wesen.
 
Ich glaube kaum, dass die Masse noch in der Lage ist, die Argumente des Ministers anzuhören, wenn sie Biene Maja in Gefahr sehen und die Medien sind schon längst mit dem kritischen Hinterfragen von Entscheidungen überfordert.
Ich muss zugeben, dass seine Entscheidung auch bei mir zuerst auf Verwirrung stieß. Warum er ausgerechnet eine noch nicht bewiesene Studie als Vorwand benutzt, um das Verbot von  Neonicotinoiden vorläufig zu verhindern, kann nur als tollpatschig gesehen werden. Die wahren Gründe sind (laut eigenen Aussagen) nicht der Schutz der chemischen Industrie, wie jeder „Wissende“ herausposaunt, sondern, dass Schädlinge, die sich durch die Klimaveränderung bei uns immer mehr ausbreiten, den Kleinbauern immer mehr zu schaffen machen. Hoppla - Kleinbauer, das ist doch auch ein Sympathieträger. So werden also Bienen gegen Kleinbauern in die mediale Kampfarena geschickt. Ja, hätten die Österreicher nicht so eine pathologische Gentechnik-Phobie, dann hätte man ja auch noch eine andere Möglichkeit in der Hand, sich gegen die Schädlinge zu wehren, aber so ist man halt auf chemische Gifte angewiesen. Ein kleines Faktum, das Grüne, FPÖ und SPÖ verschweigen, während sie auf den Umweltminister eindreschen und dessen Rücktritt fordern.
 
Nur das ich nicht falsch verstanden werde. Mir ist die ökologische Wichtigkeit der Bienen durchaus auch einsichtig. Es wird nur fast nicht kommuniziert, dass der Umweltminister der EU-Kommission sehr wohl einen Kompromissvorschlag unterbreitet hat. Mehrere EU-Staaten haben schon angekündigt (was durchaus logisch ist), dass sie, wenn der Einsatz von Pestiziden verboten wird, auf gentechnisch verändertes Saatgut zurückgreifen wollen.
 
Also liebe Österreicher (und deren erleuchtete Politiker, NGOs und Umweltorganisationsschlümpfe):
Was wollen wir eigentlich?
Wir wollen, das keine Bienen sterben - also, dass keine Pestizide zum Einsatz kommen (und wir denken dabei fest an Biene Maja).
Wir wollen kein gentechnisch verändertes Saatgut, das man bräuchte, um auf die Pestizide verzichten zu können (sonst müssen nämlich die Bauern sterben bzw. sich einen anderen Job suchen). Dagegen würden selbstverständlich die Umweltschutzgruppen und die Grünen genauso auf die Barrikaden steigen, wie jetzt wegen der Pestizide (und daran erkennt man sehr gut ihre Scheinheiligkeit).
Wir wollen aber auf unser Auto auch nicht verzichten und nehmen damit die Klimaerwärmung in Kauf. Was also machen wir mit unserem kindlichen Gemüt?
Na, am Besten wir machen die Augen zu und träumen weiter von Biene Maja in ihrem unbekannten Land.
 
 
 
 

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