Mittwoch, 10. Februar 2010

Die Weisheit ist noch nicht ganz ausgestorben

Zunehmend glauben wir Europäer, dass wir unsere (europäischen) Werte wie Menschenrechte, Freiheit, Gleichheit und Demokratie ausschließlich von der Zeit der Aufklärung haben. Dabei fällt (mir) auf, dass die Europäer ein völlig undifferenziertes Bild von der Aufklärung haben. Sie wird ausschließlich, als etwas Positives gesehen. Hingegen ist die Kirche ein Synonym für genau das Gegenteil der Aufklärung. Daher wird sie auch als Negativ bewertet.

Vieles an unserer Weltsicht ist jedoch einfach falsch.
So ist die Aufklärung keineswegs die Erfinderin der Menschenrechte. Im Groben sind die Menschenrechte schon im Alten Testament zu finden, und haben ihre Wurzeln in der jüdisch/christlichen Weltsicht, die besagt, dass der Mensch ein Ebenbild Gottes ist.

Dass in die Zeit der Aufklärung die Französische Revolution fällt, und unter dem Deckmantel der „Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit“ die Unmenschlichkeit explodierte wird dabei gerne vergessen. Schon die Protagonisten von damals hatten zum Ziel, die Kirche auszulöschen. So wurde die 10-Tage-Woche eingeführt, damit nichts an biblische Zusammenhänge erinnert. Ein Vorschlag, von dem es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis diese Forderung von atheistischer Seite unter dem Vorwand der Trennung von Staat und Kirche wieder erhoben wird.

Auch wird es gerne vergessen, dass der Einfluss der Aufklärung große Schuld an der Diskriminierung und Verdrängung der Frau aus dem öffentlichen Leben hatte. So mancher Aufklärer entpuppt sich beim genaueren hinsehen als Frauenfeind. (Und zwar in einer Offenheit, wie es die Kirche nie tat.) Trotzdem steht die Aufklärung für Emanzipation, obwohl sie denkbar wenig dazu beitrug.

Seit ca. 1500 Jahren prägt das Christentum diesen Kontinent. Ich behaupte nicht, dass dies nur positive Seiten gehabt hätte, aber ich behaupte (und unzählige Bauten bezeugen diese Behauptung), dass wir die überwiegende Mehrheit unseres kulturellen, wissenschaftlichen, und politischen Erbes dem Christentum zu verdanken haben. Denn selbst die Aufklärung wäre ohne Christentum nicht denkbar gewesen. Das hört man neuerdings nicht so gerne. Diese Tatsache wird verdrängt. Die Aufklärung wird zur Geburtsstunde Europas stilisiert. Obwohl wir wissen, dass die Welt durch die Aufklärung keineswegs toleranter geworden ist, wird sie zur Toleranzdoktrin gemacht. Die Kirche hingegen versucht man an als etwas darzustellen, das sie nicht ist. Der Inbegriff der Intoleranz. Das Problem dabei ist, dass die Menschen (und Medien) nicht merken, dass sie in ihrer Etikettierung der Kirche zunehmend faschistoid werden. Die Trennung von Staat und Kirche wird zunehmend mit dem Bedürfnis der Auslöschung der Kirche gleichgesetzt.

Glaube, so sagen viele Aufklärungsanhänger, sei etwas für schwache, einfältige Menschen, die sich von Kirchen indokrinieren lassen. Solange man Gott nicht beweisen kann, muss man angeblich davon ausgehen, dass es ihn nicht gibt. (Eine interessanten These. Warum sagt man nicht, solange man die Evolutionstheorie nicht beweisen kann, gibt es sie nicht?)
Man glaubt also viel zu wissen, und verachtet das Unwissen. Dabei hat man vergessen, dass man eigentlich kaum etwas weiß. Nicht einmal die grundlegensten Dinge und Gesetze wissen wir. Das meiste sind Theorien, die wir aber glauben. Unser dogmatisches Erkenntnisparadigma lässt uns an Theorien glauben, die wir für Wissen halten. So sieht unsere Gesellschaft auf alle Religiösen von oben herab, weil diese ja nur glauben, wir aber leben im (Irr)Glauben, etwas zu wissen.
Diese Einstellung wird das Tor zum vierten Reich werden.

Einen Buchtipp möchte ich in diesem Zusammenhang abgeben.
Dass die Weisheit der Erkenntnis um die Nichtwissenheit des Menschen und den Wert des Glaubens noch nicht ausgestorben ist, beweist Martin Walser in seinen Buch "Mein Jenseits"

1 Kommentar:

  1. Lieber grübelnder Landsmann,
    Wie recht Sie doch haben! Es ist jammerschade, wie sehr Wissen, Bildung, und Kultur in unserem einst beachtenswerten Land verflacht sind, und der Religionsverlust ist zweifellos eine der treibenden Kräfte. Dennoch müssen wir die Schuld auch bei uns selbst finden, da die Verantwortung bei jedem einzelnen Christen ebnso liegt wie bei der sichtbaren Kirche als Institution. Wieso haben die bewußten Katholiken ihre Bischöfe so wenig gefordert, das zu tun, wozu sie ihr Leben geweiht haben? Ich habe Ihren Blog erst kürzlich entdeckt, lese ihn aber mit großem Vergnügen als Zeichen, daß auch für unser Österreich Hoffnung besteht. Aus der Ferne bitte ich Sie: machen Sie weiter, und finden Sie viele Nachahmer!

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