Montag, 5. Juli 2010

Die Gesamtschule- Das Allheilmittel von Claudia Schmied

Für österreichs Unterrichtsministerin Claudia Schmied scheint die Lösung aller Schulprobleme in der Verwirklichung der Gesamtschule zu liegen. Sie sieht dieses Versuchsprojekt als vollen Erfolg an. Ich selbst kann diesen Erfolg nicht erkennen. Kein einziges Gymnasium hat sich diesem Projekt angeschlossen. Also ist die Gesamtschule nichts anderes, als eine besser geförderte Hauptschule, wobei der Erfolg in diesem „besser gefördert“ liegt und nicht in der Gesamtschule an sich.

Die deutsche Unterrichtsministerin Annette Schavan sagte in einem Interview:
„Die Gesamtschule hat ihre Ziele keinesfalls erreicht. Weder ausreichende Qualität noch mehr Gerechtigkeit.“


Weiters sagt sie:
„Ein Bildungssystem muss vielfältig sein und zu unterschiedlichen Zeitpunkten mehrere Anschlussmöglichkeit bieten…“


Eine Forderung, die gerade eine Gesamtschule nicht erfüllt.
Wie soll eine gemeinsame Schule - aufgeteilt in drei Leistungsgruppen - zur größeren Vielfältigkeit führen? Was tun, wenn ein Kind das „Pech“ hat und überdurchschnittlich intelligent ist? Die Paradelösung, dass dieses begabte Kind doch einige Klassen überspringen solle, ist eigentlich inhuman, weil dieses Kind nie mit Gleichaltrigen sein kann, sondern wie ein Sonderling behandelt wird.

Das ist aber noch das geringere Problem, denn es stellt sich die viel häufiger vorkommende Frage, was mit einem Kind passieren soll, das auch in der dritten Leistungsgruppe nicht mitkommt? Die Unterrichtministerin wünscht sich, dass ein „Sitzen bleiben“ unmöglich ist. Dem Kind wird zugemutet, dass es trotz der Tatsache, dass es den Stoff des vergangenen Jahres nicht verstanden hat und der neue Stoff, der auf dem Alten aufbaut, noch schwerer zu verstehen sein wird, weiter strudelt. Die Unterrichtsministerin argumentiert, dass es frustrierend für das Kind sein muss, sitzen zu bleiben. Diese Frustation wirke sich negativ auf die Motivation aus. Ich frage mich, warum es sich für das Kind motivierend auswirken sollte, wenn es ständig das Gefühl hat, überfordert zu sein, weil es den Grundstock nicht versteht, die Anforderung aber ständig wächst und es so mitgeschleift wird? Es muss doch spüren, dass es der „Klotz am Bein“ der Klasse ist, weil alle sich langweilen, wenn die Lehrkraft auf seine Fragen eingeht. Wo genau soll hier die Motivation liegen? Wenn aber, wie in Wien, viele Migrantenkinder eine Klasse besuchen, ist anzunehmen, dass viele trotz „Nicht genügend“ aufsteigen und das Niveau so ständig hinunter drücken. Früher konnte man, wenn es das Kind zulässt, auf das Gymnasium ausweichen, doch soll dieser Weg ja laut sozialistischer Politik versperrt werden. Unter dem Deckmantel, dass alle die gleichen Chancen haben sollten, wird es also zu einer Verminderung der Schulleistung aller Schüler kommen.

Die moderne Schulpädagogik will den Druck von Schülern nehmen, der durch Noten oder durch das „Sitzen bleiben“ entsteht. Wie sollte ein Schüler mit 15 Jahren noch zum Lernen überredet werden? Es kann doch kein Pädagoge ernsthaft glauben, dass dieser freiwillig so motiviert ist, neben Mathe, Englisch, einer zweiten Fremdsprache und Deutsch noch viele Nebenfächer zu pauken, ohne eine Konsequenz bei negativer Leistung fürchten zu müssen.

Die Forderung nach einer Ganztagsschule mag seine Berechtigung haben. Angesichts der Tatsache, dass es oft notwendig ist, dass beide Elternteile berufstätig sind oder der Tatsache, dass es viele Alleinerzieherinnen gibt, erwächst den Kindern, die beim Lernen auf sich alleine gestellt sind ein Nachteil, der bei einer Ganztagsschule nicht schlagend wäre.

Dazu wäre aber keine Gesamtschule nötig.
Auch die Kritik, dass die Schulentscheidung in der dritten bzw. vierten Klasse Volksschule viel zu früh stattfindet ist mir einleuchtend. Wenn man die Volksschule um ein Jahr verlängerte, wäre genug Zeit zu entscheiden, welchen Schulweg das Kind weiter einschlägt.

Auch deswegen bräuchte man nicht zwingend die Gesamtschule aller 10- 14 Jährigen einführen. Stattdessen wäre es schön, wäre die Kluft zwischen erster Leistungsgruppe HS und Gymnasium nicht so groß. Wenn ein/e Schüler/in in allen Hauptfächern in der HS nur mit „Sehr gut“ und „Gut“ benotet wird, sollte es kein Hindernis geben, nicht ins Gymnasium zu wechseln. Es stellt sich mir die Frage, ob die Lehrer ausreichend motiviert sind, die Schüler auf ein möglichst hohes Niveau zu heben. Allzu oft scheint es mir, als ob sich die Lehrer als die Notenberechner der Schüler sehen. Das ist eigentlich nicht ihre wirkliche Aufgabe. Diese Aufgabe kann sogar ich erfüllen. (Soweit reichen meine Mathematikkenntnisse gerade noch.) Wenn ein Lehrer es schafft, einen Schüler in eine höhere Leistungsgruppe zu bringen, ohne ihm die Noten zu schenken, dann hat er eine Leistung vollbracht. Das gehört belohnt. (Jedoch muss jemand Dritter den Lehrer auch wirklich kontrollieren.)

Ich habe Angst, dass wir die Leistungsfähigkeit unserer Jugend immer weiter schmälern, indem wir unsere Jugendlichen an die Migranten anpassen, anstatt zu versuchen, ihre Leistungen zu erhöhen. Leider ist es in Österreich nicht möglich, über das Schulsystem zu disktieren, ohne dass man gezwungen wird, die sozialistische Idee einer Gesamtschule als die Lösung aller Probleme zu sehen.

Ich glaube, dass eine Gesamtschule (wie sie unsere Unterrichtsministerin Claudia Schmied vorsieht) vor allem eines macht - dümmer.

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