Donnerstag, 24. Oktober 2013

Lauschangriff aus Übersee

Einerseits finde ich es ja schon irgendwie belustigend, wie sehr sich die Deutsche Kanzlerin Merkel die letzten Monate bemüht hat, den NSA- Abhörskandal herunter zu spielen. Aber jetzt, wo offensichtlich ist, dass sie ganz persönlich betroffen ist, ist sie empört.
Ist der Skandal weniger groß, wenn der einfache Bürger abgehört wird, als bei Frau Merkel?


Wenn Frau Merkel schon empört ist, dann sollte sie - und mit ihr ganz Europa - doch endlich einmal die richtigen Schlüsse ziehen und aufhören, den USA ständig in den Arsch zu kriechen. Eventuell sind die USA nicht „die Guten“, sondern von jeher nur auf ihren eigenen Nutzen hin ausgerichtet. Die USA handeln seit Jahrzehnten hochgradig opportunistisch. Dieses Verhalten hat der Welt in den letzten Jahrzehnten eine Krise nach der anderen gebracht und gerade die Obama Administration zieht hier auf der Opportunismus Orgel nicht weniger Register, als die Bush Administration.
Fast überall, wo die USA weltpolitisch eingegriffen haben, haben sie verbrannte Erde und Chaos hinterlassen (angefangen von den Atombombenabwürfen in Japan und dem Vietnamkrieg bis hin zu Irak und Afghanistan; einzige Ausnahme, die mir einfällt: Balkankrieg). Man kann nur hoffen, dass die USA ihre Finger von Syrien lassen.
Ebenso verantwortungslos und kurzsichtig agieren die USA bei klimapolitischen Fragen, aber auch bei ihren internationalen Geschäften. Dabei finde ich besonders interessant, wie auffällig die US-Regierung derzeit Saudi-Arabien fallen lässt. Jahrelang wurden die Saudis mit Waffenexporten von den USA beliefert. Das wäre ja nicht das erste Mal, dass sich die Waffen der Kunden gegen ihren Waffenlieferer USA wenden.
Die Tatsache, dass die US Landwirtschaft auf Kosten der Landwirtschaft und dem Wohlstand der Dritten Welt lebt - also Afrika in Hunger und Abhängigkeit treibt - sollte man angesichts der eigenen unmoralischen Verstrickungen als Europapolitiker wohl besser nicht erwähnen.
Doch sollte sich Europa angesichts der immer größer werdenden Flüchtlingsströme aus Afrika der eigenen Verantwortung schneller bewusst werden.
Es wird Zeit, dass Europa außenpolitisch mit einer Stimme spricht und aufhört, mit sanfter Diplomatie der US-Politik hörig zu sein und sich jede Frechheit bieten zu lassen. Die Beziehungen zu den USA gehören neu bewertet.
Nicht nur aufgrund des NSA-Abhörskandals, sondern aufgrund einer zutiefst verantwortungslosen Weltpolitik in so gut wie allen Bereichen.
Jedem anderen Politiker hätte man - im Anbetracht dessen, was sich Obama schon alles geleistet hat - den Friedensnobelpreis schon längst aberkannt.

Doch da es in Europa weder eine gemeinsame Außenpolitik noch Geheimdienstpolitik gibt, unterhält jedes Land seinen eigenen  (mehr oder weniger) dilettantisch organisierten Geheimdienst. So kommt es, dass jedes EU Land direkt oder indirekt mit der NSA zusammenarbeitet (weil diese das Know How und die Ressourcen hat) und wir - von Merkel und Hollande abwärts - wohl den US-Geheimdiensten ausgeliefert sind. Nicht einmal die „abhörsicheren Telefone“ von Hollande, Cameron und Merkel basieren auf einem einheitlich-europäischen Standard. Wahrscheinlich war bei der Produktion dieser Telefone schon die NSA beteiligt, weil die europäische Provinzpolitik eine Zusammenarbeit verhindert hat.

Die Europäische Empörung über das US-Bespitzelungswesen ist also in Anbetracht dessen, dass Europa ja bereitwillig mit der USA und NSA kooperiert, schon mächtig geheuchelt.

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