Mittwoch, 9. Juni 2010

Gedanken zur Gesamtschule.

Sie wird uns also als das Allheilmittel gegen unser schlechtes Bildungsniveau unserer Kinder verkauft - die Gesamtschule.
Als Beispiele werden immer wieder Finnland oder manchmal auch Deutschland genannt. Doch geben die Finnen durchaus zu, dass an ihrem Bildungsstandard weniger das Schulsystem „schuld“ ist, als vielmehr die Ausbildungsstrenge der Lehrer und die Erziehung zur Disziplin. Ja liebe Leser, Sie haben richtig gelesen. Die Finnen nehmen auch heute solche Worte wie „DISZIPLIN“ in den Mund. Ungeheuerlich.
Wenn man die Deutschen selbst nach ihrem Schulsystem fragt, wird man feststellen, dass sie die Gesamtschule durchaus zwiespältig bis negativ sehen.
Auch ich bin dank meiner niedrigen Bildung nicht dazu fähig, den Vorteil der Gesamtschule mit drei Leistungsgruppen zu erkennen, wenn es in Hauptschulen drei Leistungsgruppen gibt und dazu noch ein Gymnasium. Wenn diese vier Leistungsgruppen zu drei dezimiert werden, sehe ich keine Individualisierung, sondern eine Gleichmachung. Es fragt sich, ob hier die Schwächeren nach oben „angepasst“ werden, oder ob das Niveau an die Leistungen der Schüler, die alle das gleiche Niveau haben, angepasst wird. In Anbetracht des immer höheren Migrantenanteils der Schüler ist eines wohl klar: Es ist eine Illusion, dass die Schüler von den Besten mitgerissen werden, sondern eher umgekehrt. Die Migranten (und andere schwächere Schüler) werden die Besseren an ihr Niveau anpassen. Aber damit alle die gleichen Chancen haben, wird das Niveau der Matura gleich mit angepasst. So bekommen wir ein durch und durch sozialistisches Schulsystem. Das Problem ist, dass die Wirtschaft ganz andere Schulabgänger benötigt. Dass die Gesamtschule bei den Ländern so großen Anklang findet, hat weniger mit der Idee der Gesamtschule zu tun, als vielmehr damit, dass dieser „Schulversuch“ viel höher gefördert wird, als die Schule alten Stils. Die Lehrergewerkschaft wehrt sich seit Jahren erfolgreich dagegen, dass sich für Lehrer etwas ändert. Warum sollte dann eine neue Schulbezeichnung etwas daran ändern, wenn sich die Lehrer nicht ändern müssen? Unser Schulsystem ist so gut, wie unsere Lehrer sind. Ein Lehrer sollte ein Interesse daran haben, dass seine Schüler in die nächst höhere Leistungsgruppe kommen. Wie wäre es mit einer Art Belohnung für Lehrer, deren Schüler in höhere Leistungsgruppen aufsteigen? (Was natürlich nicht sie selbst entscheiden dürften.) Ich frage mich immer, warum die Söhne und Töchter der Politiker in Privatschulen unterrichtet werden, wenn die gleichen Politiker für die Gesamtschule kämpfen. Würden dann nicht die Kinder der Politiker neben den Migrantenkindern sitzen? Das würde mir ja fast schon wieder gefallen, weil die Politiker dann weniger traumtänzerisch von Integration daherfaseln würden (vor allem unsere Politiker von SPÖ und Grüne). Aber auch die ÖVP schwenkt massiv auf die Gesamtschule sozialistischer Art ein. Wobei ich feststelle, dass der WKÖ Präsident Leitl eigentlich besser in die SPÖ passt als in die ÖVP. Bleibt zu hoffen, dass die FPÖ nicht diesem Druck nachgibt und andere Lösungsvorschläge zur Schulbildung macht. Mit Ausnahme des Lobbyismus für Bauern, Banken, Industrie und Großbetriebe sowie Börsespekulanten ist die derzeitige ÖVP Politik nicht von der SPÖ Politik zu unterscheiden.
Damit eine gemeinsame Schule funktioniert, müssten auch für den WKÖ-Chef „Begabungsschwerpunkte“ verwirklicht werden. „Wir müssen nach Leistung und Talent differenzieren“. Ich frage mich, wie er in nur drei Leistungsgruppen mehr differenzieren will, als mit einen differenzierenden Schulsystem? Solange in Österreich nur über Schlagwörter diskutiert wird und nicht über Inhalte, wird das Schulsystem kaum besser werden. Die Schüler werden nicht intelligenter werden, weil ihre neue Schule jetzt Gesamtschule, oder noch besser Gesamt-Gymnasium heißt, das aber mitunter ein Niveau einer schlecht geführten Hauptschule hat.

4 Kommentare:

  1. Schule in Finnland ist erfolgreich, weil es kaum Ausländer gibt, Filme nicht synkronisiert sondern untertitelt werden, die Schulen (KLassen) wegen der Größe des Landes klein sind und es an Schulen mehr Personal gibt (Lehrer, psychologen, Sozialarbeiter). Wenn das hier auch so wäre, dann wären die Schulen besser, egal ab Gesamtschule oder Gymnasium. Meine Kids sind auf Gesamtschueln, die ok sind, da siiie einen hohen Anteil von Gymnasiasten und Realschülern hat. Alfred aus Berlin

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  2. sorry für die Rechtschreibfehler, ich war auf einem Gymnasium, hihi

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  3. Das sind keine Rechtschreibfehler. Hier ist doch nur der Finger ausgerutscht ;-)

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  4. Das der Migrantenanteil in den Schulklassen mit dem Niveau zu tun haben, belegt jetzt sogar eine Studie:
    http://diepresse.com/home/bildung/schule/572481/index.do?_vl_backlink=/home/bildung/schule/572050/index.do&direct=572050

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