Samstag, 7. November 2009

Warum es gefährlich ist, das Kreuz in Schulen abzunehmen.

Durch ein Gerichtsurteil des Europäischen Gerichtshofes, das besagt, dass ein Kruzifix in den Klassenzimmern Italiens die Religionsfreiheit behindert, wurde die Diskussion über das Kreuz in öffentlichen Räumen wieder aufgeheizt. Diskriminiert das christliche Symbol des Kreuzes alle anderen Religionen? Muss der Staat religiös neutral sein?

Die Trennung von Staat und Kirche, die in der Verfassung verankert ist, bezieht sich auf die gegenseitige Abhängigkeit. Weder soll der Staat von der Kirche abhängig sein, noch umgekehrt. Dies ist eigentlich nicht gleichbedeutend mit religiöser Neutralität. Religiös ist nämlich nicht der Staat als Institution, sondern die Menschen eines Staates sind religiös geprägt. Wenn das vorhanden sein eines christlichen Symbols wie das kreuz in den Klassenzimmern andere diskriminiert, so stellt sich die Frage, ob nicht auch Gipfelkreuze, oder das „Rote Kreuz“ eine Diskriminierung darstellen? In weiterer Folge wäre auch das Glockenläuten, oder ein Kirchturm an sich schon eine Diskriminierung nicht christlicher Menschen. Es ist sicher nicht so, dass das christliche Abendland unterginge, wenn die Kruzifixe an Schulen abgehängt werden würden. Trotzdem würde die religiöse Neutralität eine Utopie bleiben. Andere Religionen, wie der Islam, drängen viel aggressiver in die Öffentlichkeit als das Christentum. Man bedenke nur, mit welcher Nachdrücklichkeit das Kopftuch bei muslimischen Mädchen verteidigt wird. Wenn man also das Kreuz in Schulen verbietet um religiös neutral zu sein, müsste man auch das Kopftuch verbieten, das ja angeblich ebenfalls ein religiöses Symbol darstellt. Dieses Faktum hat sogar die Islamische Glaubensgemeinschaft Österreichs erkannt, sodass sie sich für ein beibehalten des Kreuzes an Schulen ausspricht. Die Trennung von Staat und Kirche ist nicht erst gegebnen, wenn sich beide Institutionen nicht kennen, sondern wenn sie unabhängig und eigenständig handeln. Das sie gegenseitig versuchen Einfluss aufeinander zu nehmen ist nicht ungewöhnlicher, als der alltägliche Lobbyismus der Konzerne auf die Regierungen. Welche Relevanz hat aber das Symbol des Kreuzes für „Nicht- Christen“? Hat dieses Symbol mit europäischen Werten zu tun? Diese Frage ist ganz einfach mit „Ja“ zu beantworten. Schon alleine die Tatsache, dass ein Fehlverhalten bestraft wird, und das man es sühne, also „wieder gut machen“ kann, zeigt, wie verbunden unser Denken und unsere Gesetze mit dem Christentum ist. Auch die Menschenrechte sind nicht so modern, wie sie uns häufig erscheinen. Schon im Alten Testament sind die Menschenrechte angelegt. Also stammt unser gesamtes Rechtsempfinden aus der semitisch- hellenistisch- christlichen Weltanschauung. Auch unsere Moralvorstellungen wurden im Christentum grundgelegt. Vor der Christianisierung war es dem Mann erlaubt, seine Frau umzubringen. In der germanischen Gesellschaft war diese Handlung normal. Die Moralvorstellung war eine andere, als wir sie heute haben. Erst mit der Christianisierung wurde dieses Verhalten als unmoralisch erkannt. Dies alles bedeutet aber, dass auch ein „nicht- christlicher“ Europäer Werte in sich trägt, die durchaus als christliche Werte angesehen werden können. Aus Rücksicht, solche Menschen nicht mit dem Christentum vereinnahmen zu wollen, könnte man diese Werthaltung auch als „abendländische Werte“ bezeichnen, denn die christlichen Werte im engeren Sinn sind Nächstenliebe, Gottesliebe, Familie, oder die Christusnachfolge. Es stellt sich die Frage wo die Grenzen zwischen religiöser Bevormundung der Bürger, und der Meinungsfreiheit liegen. Beleidigt ein Christ schon einen Nicht- Christen, wenn seine Religionszugehörigkeit erkennbar ist? Beleidigt eine christlich geprägte Gesellschaft, durch ihre Sichtbarkeit andere Religionen? Wenn alle Kreuze verschwinden müssten, weil sie religiös gedeutet werden könnten, müsste man auch das mathematische Plus Zeichen ersetzen, oder den Buchstaben „t“ verändern. Viel schlimmer ist aber, dass wir unsere kulturgeschichtliche Identität verleugnen, wenn wir das Kreuz verleugnen. Wie schon der Kommunismus gezeigt hat, ist es nicht möglich, die Religion aus den Köpfen und Herzen der Menschen auszutreiben. Ein Gesetz, das christliche Symbole verbietet würde nicht zur religiösen Neutralität führen, sondern das religiöse Vakuum würde sofort von anderen Religionen in Beschlag genommen werden. Die Religion an sich zu verbieten, oder ihre Sichtbarwerdung zu verhindern widerspricht nicht nur den Menschenrechten wegen der Religions- und Meinungsfreiheit, sondern stellt selbst auch eine atheistische Religionsdiktion dar. Der Versuch, das Religiöse unsichtbar zu machen öffnet einen autoritären Staatssystem Tür und Tor, denn der Drang seine Religionszugehörigkeit zu bekennen, steckt im religiösen Menschen selbst. Der Staat müsste sich letztlich gegen den Menschen stellen, um seine religiöse Neutralität zu wahren. In allen atheistischen Staatssystemen, wie Nationalsozialismus, Kommunismus, Maoismus usw. ist dies auch geschehen.

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