Freitag, 23. September 2011

Der Papst in seiner Heimat

Was hat sich Papst Benedikt in jenem Moment gedacht, als er, nachdem er seine Rede im deutschen Bundestag beendet hatte, seine Brille abnahm und einen scheuen Blick ins Plenum  wagte?

„Hätte ich die Rede doch einfacher formulieren sollen?“
„Habe ich sie jetzt überfordert?“
„Haben sie die Kritik darin verstanden?“

Ja, auch ich reihe mich jetzt einmal unter die Papstkritiker ein. Der Papst lässt einen unablässig spüren, wie kleingeistig man doch ist. Was blieb den deutschen Bundestagsabgeordneten schon anderes übrig, als erleichtert zu lachen, als der Papst einen Scherz machte - immerhin haben sie den Scherz verstanden - oder höflich zu applaudieren, als er seine Rede beendete, obwohl sie kaum ein Wort verstanden hatten?

Was haben sie sich nicht alles erwartet?
Er hätte sich doch wenigstens wieder einmal für die sexuellen Missbrauchsfälle in der Kirche entschuldigen können. So zeigt sich Matthias Katsch, Sprecher der Organisation "Eckiger Tisch" vom Papst enttäuscht. (Alles andere, als eine Enttäuschung wäre ja ein Wunder gewesen.) „Kein Funke eines Selbstzweifels wäre in den Worten des Papstes gewesen.“
So als hätte man schon jemals einen Redner am Podium des Bundestages über seine Selbstzweifel jammern gehört.

Der peinliche Protest vieler Abgeordneter der Linksfraktion und der Grünen, die durch Abwesenheit glänzten (vielleicht waren sie bei den kondomschwingenden Atheistenprotesten dabei) offenbarte ihre geistige Unreife und führt den deutschen Wähler vor Augen, dass im Bundestag Menschen um seine Stimme buhlen, die die geistige Reife von Pubertierenden haben. Angeblich fehlten sie aus Protest, weil sich der Papst einer Diskussion verweigere. Dabei können sie von Glück sprechen, dass der Papst zu keiner Diskussion bereit war. Was wollten sie diskutieren über einen Vortrag, den sie intellektuell nicht verstanden hätten?
Mit einer Diskussionsverweigerung des Papstes konnten sie ihr Gesicht wahren. Schreien ist schließlich leichter als argumentieren.  Das wussten auch die Gegendemonstranten auf den Straßen.

Der atheistische Mob auf der Straße hatte es da schon leichter als die Abgeordneten. Sie werden intellektuell nicht gefordert. Keiner widerspricht ihren schwachsinnigen Vorurteilen. Der Papst lässt sich einfach nicht auf ihr Niveau herab. Das macht sie einerseits wütend, aber andererseits macht es ihnen Mut, sich in einer Art Konkurrenzkampf der Widerwärtigkeiten in ihre Papstverhöhnung hineinzusteigern. Wie pubertierende Kinder halten sie ihm Kondome und Vibratoren entgegen, als Zeichen ihres „progressiven“ Protestes. Wohlwissend, dass sie sich sicher sein können, vom Papst keine ungewollte Antwort zu bekommen.
Wer die abfälligste Bemerkung über den Papst macht, hat die Brüller auf seiner Seite und bekommt ein Interview in den öffentlich-rechtlichen Medien.
Dort kann man politische Unkorrektheiten nur so herausspeien, wie sie sonst nie erlaubt sein würden (vor allem nicht, wenn es um andere Religionen wie Judentum oder Islam geht). Jedes Vorurteil ist willkommen, egal ob es stimmt oder nicht. Es gibt niemanden, der sagt,  dass das nicht stimme, und wenn es jemanden gibt, dann wird diese Stimme einfach tausendfach niedergeschrien.
Hat des Deutschland wirklich notwendig gehabt, dass es sich so bloßstellt. Doch Benedikt selbst ist Zeichen dafür, dass es auch große Denker in Deutschand gibt.





1 Kommentar:

  1. Wir können davon ausgehen, daß dem Papst bei seiner Rede vor dem Bundestag die Unzulänglichkeit seiner Zuhörer sehr wohl bekannt war.

    Aber darauf, daß die Damen und Herren Abgeordneten seine Rede verstehen würden, kam es ihm offensichtlich gar nicht an. Der Bundestag bildete nur die Kulisse für seine großartige Rede, deren Adressat die ganze Welt war. Frau Merkel, ihr Wau-Wau und all die anderen ganz Wichtigen waren die Statisten.

    AntwortenLöschen