Freitag, 23. September 2011

Die Toleranz der Toleranten

Deutschland bekleckert sich derzeit nicht gerade mit Ruhm. Peinlich ist der Protest gegen den Papstbesuch. Ist es wieder ausgerechnet Deutschland, wo die neuen Feindbilder der Moderne gepflegt werden und offen zu Tage treten? Muss ausgerechnet Deutschland wieder in die Faschismus-Falle tappen, ohne es zu merken?


Ironischer Weise sind es genau jene, die am lautesten gegen Faschismus auftreten, die alles dazu tun, den Boden für den Neo-Faschismus aufzubereiten. Hat nicht Wladimir Putin als lupenreiner Demokrat schon im deutschen Bundestag eine Rede gehalten? Sind damals auch an die 100 Abgeordnete aus Protest dem Saal ferngeblieben? Wenn nicht, muss man fragen, wie ideologisch selektiv ihre Wahrnehmung ist. Wie ernst kann man ihre angebliche Moral nehmen? Wie können sie dem Papst etwas vorwerfen, dass sie bei Putin nicht kritisierten?

Die Argumentation, der Papstbesuch wäre zu teuer, ist aus deutscher Perspektive geradezu lächerlich. In Afrika freuten sich die Länder, dass der Papst kommt, und es war ihnen nicht zu teuer. (Die Katholische Kirche Deutschlands zahlt die Veranstaltungen übrigens selbst.)
Haben jene, die Angst haben, dass der Papstbesuch zu teuer würde, die gleiche  Angst auch gehabt, als der amerikanische Präsident Barack Obama nach Berlin kam und sie ihm zujubelten (das ist jener Mann, der Osama Bin Laden getötet hat, der Guantanomo nicht geschlossen hat, der noch immer in Afghanistan Krieg führt und dazu beigetragen hat, dass die USA wirtschaftlich am Boden liegen). Hatten sie bei Wladimir Putin Bedenken, dass der Aufenthalt zu teuer wäre?

Wo ist die Toleranz der sogenannten Toleranten, wenn jemand kommt, der ein anderes Menschen- und Weltbild repräsentiert als sie selbst haben? Was ist eine Toleranz wert, die nur denen gewährt wird, die die gleiche Meinung haben wie ich?
Warum fühlen sich die Berliner geehrt, wenn Obama sich zum Berliner macht (und doch das gleiche macht, wie sein Vorgänger), aber beim Papst werden sie wütend und fangen an, die Kosten zu rechnen?

Wie verblendet sind die Deutschen schon? Ist es nicht peinlich für die Deutschen, wenn der deutsche Papst in Polen beliebter ist als bei ihnen? Dass den Deutschen der deutsche Papst peinlich ist, ist peinlich für die Deutschen, aber dass sie sich zum zweiten Mal zum Werkzeug eines neuen Feindbildes (das sich im Antikatholizismus ausdrückt) machen, ist eine Schande für sie. Zum Glück ist Benedikt selbst Deutscher und Rettet ihre Ehre.

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