Samstag, 26. Juni 2010

Der Zwang zum Wachstum ist das Ende vom Wohlstand.

Der amerikanische Ökonom Dennis Meadows simulierte 1972 die Ökonomie der Erde bis ins Jahr 2100. Was dabei herauskam, kennen wir heute unter dem Namen „die Grenzen des Wachstums - ein Katastrophenszenario“.
Kernaussage dieses Buches ist, dass es auf einer begrenzten Welt kein unbegrenztes Wachstum geben kann und dass deswegen unser gesamtes Wirtschaftssystem zum Scheitern verurteilt ist.
Dass er mit dieser These nicht ganz Unrecht haben dürfte, zeigt unsere derzeitige Lage.
Soziale Unruhen und eine zerstörte Ökologie, welche die Probleme noch stark verschärft, sowie der Zerfall der Staats- und Kulturstrukturen sind die Folgen. Die Tatsache, dass unsere Wirtschaft auf eine Finanzblase nach der anderen setzt, wohl wissend, dass diese früher oder später platzen muss, ist ein Zeichen dafür, dass der Zwang zum ständigen Wachstum eine Illusion ist. Ein exemplarisches Beispiel war die Internetblase im Jahre 2000, die Immobilienblase oder die Bankenblase, die danach folgte.

Oberstes Prinzip unseres Wirtschaftssystems ist es, dass sich das Kapital und der Gewinn schnell vermehrt. Doch wie soll das gehen. Wie kann sich das Geld vermehren, ohne das es nachgedruckt wird? Auf den Kapitalmärkten wird nichts anderes gemacht, als dass das Geld vermehrt wird, indem man es anderen wegnimmt. Dadurch entsteht die Illusion, dass sich der Reichtum vermehrt. Bei vielen Börsenspekulationen (aller Art) steht allzu oft der Wert nicht im Gleichklang mit dem jeweiligen Kurs. Das Bestreben nach Gewinnmaximierung wirkt natürlich wie ein Turbo auf die Kurse (sowohl nach oben als auch nach unten). Jenes Geld, das nicht realwirtschaftlich gewonnen wurde, also nur aus Spekulationen lukriert wurde, bildet eine neue Blase. Denn es ist Geld, welches sich nicht mehr aus Wachstum, sondern aus einer Illusion ergibt. Genauso ist es mit dem Wohlstand, den man konsumiert, obwohl man es sich gar nicht leisten kann. Das kann ein Urlaub sein, den man später bezahlt, oder ein Leasingauto, welches man sich nie leisten könnte.

Was aber tun, wenn ein ganzes Wirtschaftsystem weltweit auf dieses Wachstum angewiesen ist? In der Krise sehen so gut wie alle Politiker die Lösung im höheren Wirtschaftswachstum. Noch denk’t leider keiner daran, dass möglicherweise das System falsch und die Krise im Preis inbegriffen ist. Es ist kein (natürliches) Wachstum mehr im ausreichendem Maße möglich. Wenn aber kein natürliches Wachstum mehr möglich ist, muss es künstlich durch Rationalisierungsmaßnamen erzeugt werden. So ist die Arbeitslosigkeit die Folge des Zwangs zum Wirtschaftswachstum. Es muss also noch mehr Wirtschaftswachstum erzeugt werden, um vermehrt Arbeitsplätze zu schaffen. Ein kaum einzuhaltendes Bestreben, dem unsere Politiker hier nachjagen. So viele Konjunkturpakete kann keine Regierung finanzieren, um jenes Wachstum zu erzeugen, das auch Arbeitsplätze schaffen würde. Um wieder wachsen zu können, muss also alles wieder zusammenfallen.

Was wäre, wenn die Wirtschaftsleistung Griechenlands um 25% nachlassen würde? Das wäre sozusagen fast schon ein Desasterszenario. Dann würden die Griechen auf einem Wohlstandslevel sein, der dem Jahre 2000 entspräche. An diesem Beispiel sieht man, wie pervers die Annahme ist, dass man ständiges Wachstum zum Wohlstanderhalt braucht. Im Jahr 2000 sind wir Österreicher ebenso gerne nach Griechenland gefahren wie heute. Würde Österreich durch eine Krise um 30 Jahre zurückgeworfen, dann wären wir also dort, wo wir in den 80er Jahren waren. Das ist jene Zeit, in der ich meine Jugend verbrachte. An bittere Armut kann ich mich nicht erinnern.
Gibt es ein gesundes Wirtschaftssystem ohne Zwang zum Wachstum? Wenn nicht einmal der Buchautor diese Frage beantworten kann, werde ich es auch nicht können. Aber ich denke, dass eine Beschränkung der Kapitalmärkte der erste Schritt sein könnte, denn freiwillig werden sich die Märkte nicht umstellen. Dies macht entweder die Politik oder eine große Katastrophe.
In diesem Sinne ruhen meine Hoffnungen auf dem G20 Gipfel.
Eine interessante Buchvorstellung im ORF

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