Samstag, 30. April 2011

Ein Interview mit dem türksichen Präsindenten Abdullah Gül

Der türkische Präsident Abdullah Gül kommt nächste Woche nach Österreich zu Besuch und hat in diesem Zusammenhang schon ein Interview von Stapel gelassen. (Quelle: diePresse)
Abdullah Gül betont die historischen Gemeinsamkeiten Österreichs mit der Türkei. Der erstaunte Leser wird jetzt fragen, was für Gemeinsamkeiten das sein könnten.
Die erste Türkenbelagerung oder die Zweite, wo sie uns als Eroberer gegenüberstanden? Nein, natürlich der erste Weltkrieg, wo wir unrühmlich Seite an Seite kämpften und beide als Verlierer ausstiegen. Das schweißt zusammen.
 
Abdullah Gül meinte auch, dass beide Staaten einmal Großreiche waren und dass dies eine historische Gemeinsamkeit wäre. Das erscheint mir besonders suspekt, denn andere Länder sind uns noch viel ähnlicher als die Türkei, aber ich kann trotzdem aufgrund zufälliger Gleichheiten keine historische Gemeinsamkeit erkennen. Es soll viele Menschen geben, die zwei Ohren haben und trotzdem sind sie nicht mit mir verwandt. Diesen Unterschied scheint Abdullah Gül nicht zu erkennen.
 
Ich möchte aber nicht nur Negatives berichten. Immerhin hat er es gewagt zu erwähnen (wenn auch nur wage), dass sich auch türkische Migranten an die örtlichen Gegebenheiten anzupassen haben. Na, das ist ja schon was. Näher hat er selbstverständlich nicht ausgeführt, was das sein könnte. Man will doch den Landsleuten nicht wehtun.
 
Der Interviewer wagte die Frage (die man unbedingt auch den neuen Integrationsstaatsekretär Sebastian Kurz stellen sollte), ob es für Integration reicht, die deutsche Sprache zu lernen, oder ob Integration mehr bedeuten könnte.
Diese Frage muss Abdullah Gül irgendwie überfordert haben, denn die Antwort widerspricht sich. Er sagte, dass Fremdenfeindlichkeit und Islamophobie (ich dachte, wir hätten so viele historische Gemeinsamkeiten, dann können Türken ja unmöglich Fremde sein) dem Geiste Europas widersprechen (weil Europa die Heimat der Menschenrechte wäre). Im nächsten Satz klagt er aber Europa an und sagt, dass es in Europa immer wieder zu Ausgrenzung anderer gekommen wäre. Also was jetzt? Ist Europa der Hort der Menschenrechte, oder ist es der Hort der Ausgrenzungen anderer Kulturen? Beides geht ja nicht.
 
Auch die nächste Frage hat den türkischen Präsidenten überfordert.  Er wurde gefragt, ob er es versteht, dass Europa Angst vor dem politischen Islam hat.
OT Abdullah Gül: Welche Sorgen sollen das sein?“
In Europa gab es mehrere verhinderte Bombenanschläge islamischer Terroristen in Deutschland und verheerende islamische Bombenanschläge in England und Spanien. Von denen in Russland reden wir jetzt einmal nicht. Daneben gibt es Morddrohungen gegen Islamkritiker, gegen den Schöpfer der Mohammed Karikaturen (gegen den es auch Mordversuche gegeben hat und der versteckt leben muss) und die alltägliche Bedrohung die unsere Kinder erleben, wenn klein Mustaffa sich in seiner Ehre von so einem „Christenschwein“ gekränkt fühlt. Wie viel politischen Islam wollen sie noch hören Herr Abdullah Gül?
 
Er meint, dass es egal ist, ob man Jude, Christ oder Moslem ist. Wichtig ist, dass man sich zu den Menschenrechten bekennt. Richtig Herr Präsident - genau deswegen haben wir auch am meisten Problemen mit Muslimen, weil sie sich am schwersten damit tun, sich zu den Menschenrechten zu bekennen. Genau das ist der Punkt.
Der Interviewer hakt noch einmal nach und erklärt, was die Angst der Europäer sein könnte - Sorgen, es könnten sich politische Strömungen entwickeln, die in den Gastländern die Trennung von Staat und Religion und demokratische Grundsätze nicht anerkennen.
Die Antwort darf verwundern. Es ist nicht, was nicht sein darf. Der Präsident meint, er misst dieser Angst keine Bedeutung zu. Sie ist unbegründet. Unsere ostanatolischen Mitbürger, die ihre Töchter zwangsverheiraten und uns als unrein betrachten, deren Frauen Männern nicht die Hand reichen dürfen und die ein Ehrgefühl bewahren, welches auf Blutrache aufbaut, sind alles nur aus unserer Einbildung entsprungen. Sie sind nicht existent.
Hinzugefügt wird von Abdullah Gül die Warnung, dass Europa aufpassen soll, dass mit ihrer Islamophobie nicht wieder so etwas passiert, wie damals mit den Juden.
Der Vergleich alleine ist eine Frechheit. Die Juden haben uns nie bedroht und sind Opfer des Antisemitismus geworden. Die angebliche Islamophobie (die ja keine ist) resultiert aus der islamischen Gewalt, die wir täglich beobachten können. Es ist grob fahrlässig, irreführend und schoaverharmlosend, die Angst vor dem politischen Islam mit der Judenverfolgung Nazideutschlands zu vergleichen, indem man diese Angst als Islamophobie bezeichnet.
 
Die Frage des Interviewers, ob es klug war, ein türkisches Denkmal für die Armenier zerstört zu haben, wischt der türkische Präsident folgendermaßen weg. „Das ist eine innenpolitische Angelegenheit und solche Diskussionen gibt es in jedem Land…“
Warum ist dann unser Umgang mit türkischen Migranten nicht auch eine innenpolitische Angelegenheit? Warum ist unsere Einstellung zum politischen Islam und unsere Einstellung zu Moscheen nicht auch eine innenpolitische Frage, in die sich türkische Regierungsvertreter nicht einzumischen haben? Mir ist übrigens nicht bekannt, dass in Österreich ein Denkmal der Judenverfolgung zerstört wurde. Aber wenn es der türkische Präsident sagt, dass es so etwas überall gibt, wird es wohl stimmen…
 
 
 

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