Samstag, 2. April 2011

Buchtipp: Licht der Welt



Im Gespräch mit Peter Seewald erzählt Papst Benedikt über sich, sein Amtsverständnis und seine Sicht auf die Kirche. Es ist keine Moralpredigt, kein Drohen und auch kein defensives Grenzen abstecken, um die „böse, sündige Welt“ draußen zu halten.



Es ist ein wohltuendes, weil ausnahmsweise nicht feindselig geführtes Interview mit dem Papst. Gerade dadurch bekommt der Interviewer mehr Information, als durch die gewohnte verkürzte Medienberichterstattung, die selbst die Antworten des Papstes bewertet.
Es ist ein Interview, kein Verhör und genau darin liegt die Qualität und Tiefe des Buches.
Der Papst bekommt Zeit zu antworten. Dies bedeutet nicht, dass alle Fragen deswegen völlig aufgeklärt sind, aber es bringt schon sehr viel Licht in das Dunkel unserer schlechten medialen Berichterstattung über den Vatikan und über den Papst.
So behandelt der Papst fragen zum Missbrauch innerhalb der Katholischen Kirche, zum Fall Williamson, zu seinen pastoralen Reisen, zum Islam, zum sogenannten Reformstau in der Kirche, zum Zölibat, Kondomen in Afrika uvm.
Es ist ein sehr persönlich gehaltenes Interview und der Papst erzählt auch viel Persönliches. Der Mensch, der sich hinter diesem Amt verbirgt, kommt wohltuend zum Vorschein. Ein hoch gebildeter Mensch, der aber im Herzen sehr einfach und nüchtern ist - auch zu sich selbst. Eine wohltuende Bescheidenheit ist durch das gesamte Interview spürbar.
Kritik wird nicht dazu verwendet, um von Selbstkritik abzulenken, sondern anhand der Selbstkritik wird erklärt, was der Papst meint, wenn er die europäische Gesellschaft vor Relativismus, vor globalen Katastrophen, vor Oberflächlichkeit und Materialismus warnt.
Eine Botschaft aber zieht sich durch das ganze Reden des Papstes hindurch:
Jesus Christus muss wieder der Mittelpunkt der Kirche werden.
Die Beziehung der Gläubigen zu ihrem Gott ist das Um und Auf in der Kirche und wenn es an dieser Beziehung mangelt, dann nützen die Abschaffung des Zölibats, Frauenpriestertum und andere zeitgeistige Forderungen auch nichts, um die Kirche zu retten.
Doch scheint der Papst weit weniger defensiv zu sein, als ich mir vorgestellt hätte. Er hat durchaus Vertrauen in diese Kirche. Er hat keine Angst, dass sie zugrunde gehen könnte, weil sie nicht dem Mainstream entspricht. Im Gegenteil. Im Interview wird deutlich, dass es fast schon die Aufgabe der Kirche ist, sich gegen den Mainstream zu stellen und sich unbeliebt zu machen. Er sieht das durchaus als sein Kreuz an, das er in der Nachfolge Christi zu tragen hat.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen