Montag, 7. November 2011

Ein paar Gründe, das Bildungsvolksbegehren nicht zu unterschreiben



Ein Volksbegehren hat seinen Namen deshalb, weil das Begehren vom Volk ausgehen sollte und nicht von einer Partei. Dass die Homepage des Bildungsvolksbegehrens in knalligem rot leuchtet, ist also kein Zufall, sondern eher als Mut zur Ehrlichkeit zu werten. Es handelt sich um ein SPÖ Volksbegehren. Und dieses Partei wird auch keine Sekunde zögern, dieses Volksbegehren für ihre Zwecke zu missbrauchen - egal wie fernstehend der Unterzeichner der SPÖ auch ist.
Die Forderungen: 
Wir fordern ein modernes, unbürokratisches und weitgehend autonomes Schulsystem unter Einbeziehung der SchulpartnerInnen und ohne parteipolitische Einflussnahme. 
Diese Forderung ist doch gerade für die SPÖ eher peinlich, vor allem im Hinblick auf die Wiener Schulen, die ja überhaupt nicht im Ruf stehen, rot gefärbt zu sein. 
Wir fordern die Gleichstellung der Kindergärten mit den Schulen und der KindergartenpädagogInnen mit den LehrerInnen. 
Inwiefern die Qualität der Kindergärten dadurch gesteigert wird, muss man jene fragen, die dafür werben. Mir ist der Zusammenhang jedenfalls nicht ersichtlich, aber ich finde, dass, um den Gleichheitsgrundsatz zu wahren, dann die Ausbildung zum Kindergärtner auch angepasst werden müsste - oder umgekehrt. 
Wir fordern ein flächendeckendes Angebot an elementarpädagogischen Einrichtungen (Krabbelstuben, Kinderkrippen, Kindergärten), sowie bundesweite Ganztagsangebote. 
Das ist sozusagen eine uralt SPÖ Forderung, die jede SPÖ Ministerin bei jeder Gelegenheit einfordert. Die SPÖ ist ja so selten in der Regierung, dass sie die letzten 30 Jahre fast keine Möglichkeiten hatte, diese Forderungen zu realisieren. Über die Kosten und wer sie trägt, erhält man ebenfalls keine Auskünfte. 
Wir fordern ein Bildungssystem, in dem alle Kinder und Jugendlichen so früh wie möglich in ihren Talenten und Fähigkeiten kontinuierlich gefördert und in ihren Schwächen unterstützt werden. 
Braucht es wirklich ein Volksbegehren, um solche Forderungen zu stellen? 
Wir fordern die systematische Abschaffung des Sitzenbleibens und ein Ende der Nachhilfe. 
Alle Eltern die ich befragte, erzählten mir, dass ihre Kinder nichts mehr lernen würden sobald es keine Noten mehr gäbe. Warum sollte die Leistung gesteigert werden, wenn es keine Leistungsbeurteilung mehr gibt? Wird der erwachsene Mensch nicht auch nach seiner Leistung beurteilt? Warum sollte dann die Leistung in der Ausbildung fehl am Platz sein? 
Wir fordern ein sozial faires, inklusives Bildungssystem, in dem die Trennung der Kinder nach ihren Interessen und Begabungen erstmals am Ende der Schulpflicht erfolgt. 
Das bedeutet, der interessierte, wissbegierige Schüler muss weitere vier Jahre zusammen mit dem desinteressierten Schüler in der Klasse sitzen, ist ständig unterfordert und der desinteressierte Schüler färbt weitere vier Jahre mehr und mehr auf den interessierten ab. Solange, bis jedes Interesse gestorben ist. Hauptsache, der desinteressierte Schüler hatte eine faire Chance. 
Wir fordern die Aufwertung des LehrerInnenberufs und einen konkreten Finanzierungsplan für die folgenden Ziele. 
Das ist tatsächlich der einzige Punkt, den ich unterschreiben würde. 
Wir fordern ein weltoffenes Bildungssystem, das Internationalität und kulturelle Vielfalt als Bereicherung ansieht und den MigrantInnen und ihren Kindern faire Bildungs- und Berufschancen einräumt. 
Unser derzeitiges Schulsystem ist also demnach nicht weltoffen.



Unser Schulsystem ist sichtlich von zu wenig Internationalität geprägt. Das trifft vor allem in Wien zu, wo es Klassen gibt, in dem kaum ein Kind mit Deutsch als Muttersprache sitzt. (Darf ich mich als Vater eigentlich wegen des Begriffs „Muttersprache“ diskriminiert fühlen?) Für den Bildungsstandard wäre es sicherlich nützlich, würden noch viel mehr türkische Migranten in den Klassen sitzen. Sie wollen alle ihre faire Chance. Dass müssen unsere Kinder schon verstehen. Vielmehr werden die Migranten nicht aus dem Bildungssystem hinausgedrängt - sie drängen selbst hinaus.


Alle anderen Forderungen lassen sich ganz einfach zuammenfassen:
Es wird vom Steuerzahler mehr Geld gefordert - und zwar wesentlich mehr. Diese Forderungen werden erhoben, obwohl Österreich eines der teuersten Schulsysteme hat.



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