Was sich derzeit an den Börsen abspielt ist wie ein Vorbeben, dass etwas Großes ankündigt. Die Aktienmärkte sind nervös, weil der Finger jetzt zunehmend auf Italien zeigt. Die Eigendynamik der Prophezeiungen ist, dass sie alle so lange auf jemanden zeigen, bis die hypothetische Angst zur Realität geworden ist.
Alle wissen, wenn Italien fällt, bedeutet das Game Over.
Auch die USA haben keine Luft mehr, um als Wirtschaftsmotor zu fungieren. Genauso, wie viele Europäer, sind sie eigentlich bankrott. Jahrzehntelang haben wir auf Pump gelebt und jetzt merken die Börsen zuerst, dass der Weltwirtschaft etwas Großes Schwarzes ins Haus steht.
In Panik flüchten alle in Gold und Schweizer Franken, so, als könnten die das Geld retten.
Hier werden noch schnell die Schäfchen ins Trockene gebracht, bevor der Sturm losgeht. Doch auch die Schweiz befindet sich in Europa und wird sich einer globalen Dynamik nicht entziehen können. Die Tatsache, dass der französische Präsident Nicolas Sarkozy hektisch mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Spaniens Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero telefoniert zeigt, dass sich die Katastrophe durch den EU Rettungsschirm immer weniger aufhalten lässt. Dass die EZB weiter Anleihen angeschlagener Euro-Staaten kaufen wird, ist keine Lösung. Sie wird nach und nach selbst zur „Bad Bank“. Die letzten 100 Milliarden Euro haben die Angst nicht aus Europa vertrieben. Und auch die nächste 100 Milliarden werden es nicht tun - im Gegenteil.
Am Ende weden wir (wie ich auf diesem Blog schon vorgeschlagen habe) den Euro neu gründen müssen und Grichenland, Spanien, Portugal und andere werden die EU verlassen müssen.
Die Wirtschaftslokomotive Japan liegt am Boden und ist haushoch - besser wolkenkratzerhoch - überschuldet. Die USA sind ebenfalls zu ihrer Wirtschaftsleistung haushoch überschuldet. Die Tatsache, dass die USA an der Zahlungsunfähigkeit vorbeischrammten, spricht Bände. Dabei hat sich an den Fakten seit dem nichts geändert. Demokraten und Republikaner haben sich nur vorgenommen, viel zu sparen. Ob sie das auch schaffen, steht auf einem anderen Blatt. Auch Europa muss sparen, weil wir Jahrzehnte über unsere Verhältnisse gelebt haben und jetzt ein Land nach dem anderen in den Sog der Spekulanten kommt.
Bleibt also China.
Doch China ist wohl schon immer mehr Teil des Problems, als Teil der Lösung gewesen.
Wenn China auch nur kurz wackelt, dann erbebt die geopolitische Sicherheitslage im Osten.
Von dem Chaos, welches uns bevorsteht, werden unsere Enkelkinder, so sie es überleben, in Geschichte lernen.
Doch fasziniert stelle ich fest, dass die Arbeitsmarktdaten Deutschlands und Österreichs ja ganz anders aussehen. Die Arbeitslosigkeit geht zurück. Die Wirtschaft wächst. Ganz so, als gäbe es das alles nicht. Was wird sich also als Illusion entpuppen?
Der Wirtschaftsmotor Mitteleuropas oder der Rest der Welt?
Was heißt das, in den Sog der Spekulanten kommt? Ich leihe mein Geld auch keinem Junkie auf der Straße, jedenfalls nicht, wenn ich es wiedersehen möchte. Bin ich deshalb ein Spekulant?
AntwortenLöschenDas wird noch ordentlich krachen. Allerdings sind die Börsen unberechenbar. Das zeigt sich ja auch darin, dass die Abwärtsbewegung erst begann, als man sich in den USA an sich geeignigt hatte. Aber irgendwann wird die Realität das Wirtschaftssystem einholen. Auf die Dauer geht es nicht gut, von Geld zu leben, zu dem es keinen Gegenwert gibt...
AntwortenLöschenAlso wenn ich mir die Charts der Aktienindizes über 10 oder mehr Jahre ansehe, dann sind die momentanen Kursbewegungen immer noch im Bereich Marktbereinigung. Auch die Abstufungen diverser Staaten durch die großen Ratingagenturen wurde überfällig. Die USA sind schon seit Jahren alles nur kein AAA Standort mehr und die BRD im Übrigen auch nicht.
AntwortenLöschenNoch aber machen sich die strukturellen Probleme der europäischen Volkswirtschaften nicht wirklich bemerkbar. Zum Beispiel die Demographie: Noch kann die Arbeitskräftenachfrage komplett befriedigt werden, und sinkende Zahlen in der Statistik haben nicht viel mit neuen Arbeitsplätzen zu tun, dafür aber mit unvolllständiger Darstellung (Langzeitarbeitslose über 58 fallen in Deutschland raus - obwohl die theoretisch noch fast ein Jahrzehnt bis zur gesetzlichen Rente haben). Das dicke Ende merken momentan erst ausbildungswillige Gewerbe- und Handwerksbetriebe in eher strukturschwachen Regionen. Die geburtenschwachen Nachwendejahrgänge kommen ins Berufseintrittsalter und ausbildungsfähige 20 Jährige lassen sich nicht im Nachhinein backen. Aber die Masse der Tätigkeiten kann immer noch aus den stärkeren Jahrgängen kompensiert werden. Der Markt bildet das auch ab: die Lohnentwicklung ist wesentlich schwächer als die Inflation und das bei steigender Produktivität - das spricht nicht für einen Mangel an Arbeitskraft. Die europäischen Babyboomerjahrgänge sind momentan auf dem Höhepunkt ihrer beruflichen Laufbahn - gefährlich wird es, wenn diese Generation sich vom Leistungserbringern zu Leistungsempfängern entwickelt. Denn dann kommt da erst richtig Dynamik rein. Da reden wir aber von den Jahren ab 2020.