Donnerstag, 22. März 2012

Zukunftsszenarien für Europa


Die USA haben unlängst eine Computersimulation durchgespielt, was wäre, wenn Israel (oder die USA selbst) einen militärischen Versuch unternähmen, das iranische Atomprogramm zu behindern (stoppen lässt es sich nicht militärisch, was die Sinnhaftigkeit dieses Gedankens schon sehr in Frage stellt). Einmal abgesehen davon, dass ich mich frage, ob es wirklich eine EDV gestützte Simulation braucht, um zu erkennen, dass dies ein menschliches, wirtschaftliches und geopolitisches Desaster wäre, frage ich mich, ob man nicht einen Gedanken daran verschwenden könnte, die Zukunft Europas zu simulieren. Europa, vielleicht im Jahr 2030.


Szenario 1:
Nachdem mehrere Staaten Europas finanziell kollabierten (bis hin zu Frankreich), ist Europa in seine Nationalstaaten zerfallen und nationalistische und protektionistische Strömungen geben den Ton an. Die Militärausgaben der europäischen Länder steigen massiv an.
Auch Kriege innerhalb Europas sind nicht ausgeschlossen. Die Migrationsströme aus asiatischen und afrikanischen Ländern würden versiegen. Wirtschaftlich waren die letzten Dekaden ein Desaster. Doch eventuell könnten einige progressive Länder Europas wieder zusammenfinden und eine Hartwährungsunion gründen.
Diese ist aber viel weniger auf Wachstum ausgerichtet, als die EU es war.

Szenario 2:
Eine Bruchlandung der EU konnte nur mehr dadurch verhindert werden, dass man - unter dem Deckmantel der Sicherheit - die Demokratie abschaffte und nun auf totale Überwachung setzt. Nationalistische, separatistische und islamistische Strömungen sind anders nicht mehr zu kontrollieren. Die Interessensgruppen der Völker strömen völlig auseinander. Es gibt keinen gesellschaftlichen Zusammenhalt mehr. Gäbe es nicht einen permanenten polizeilichen Druck, würde sofort Anarchie und Bürgerkrieg ausbrechen. Darum werden die Menschen durch Spitzelwesen und totaler Kontrolle ruhig gehalten.
Die Völker Europas sind nur mehr unter einer Gewaltherrshaft regierbar. Bürgerkriegsähnliche Zustände zwangen die EU Eliten, ihre Sicherheitsstrategien auf einen Polizeistaat aufzubauen.

Szenario 3:
Es gab weder eine Explosion- noch eine Implosion der EU. Vielmehr ist sie einerseits in sich selbst erstarrt - sie ist also handlungsunfähig geworden, durch einen Dschungel an selbstgestrickten undurchschaubaren Regelungen - andererseits ist sie einfach unbedeutend geworden. Weltpolitisch zerrieben zwischen China und den USA. Innenpolitisch unbedeutend, weil handlungsunfähig. Die Nationalstaaten Europas haben gelernt, die EU nicht mehr ernst zu nehmen und neben den Institutionen der EU ein neues Konzept von unten aufzubauen. Die Bevölkerung Europas ist verarmt und Europa ist wirtschaftlich so bedeutend wie Brasilien. Teile Europas wurden islamisiert und wurden so zu sagen sowohl wirtschaftlich als auch gesellschaftlich aufgegeben. In diesen Gebieten herrscht die Scharia.

Szenario 4:
Nachdem einige Länder finanziell kollabierten, zog man die Notbremse, um eine völlige Implosion Europas zu verhindern.
Man brachte Teile der EU-Verträge kontrolliert zum Absturz und fuhr die EU Integration partiell zurück. Auch wenn es für einige Staaten ein Desaster war, vesank nicht ganz Europa im Chaos.
Nach einiger Zeit bildeten sich zwei europäische Finanz- und Wirtschaftssysteme, die parallel zueinander existieren und sogar eine Art Symbiose bilden. Dennoch bleibt die Nationalstaatlichkeit der Länder erhalten und die Blöcke bilden nur den kleinsten gemeinsamen Nenner der Zusammenarbeit in wirtschaftlichen, weltpolitischen, umweltpolitischen und sicherheitspolitischen Belangen.

Szenario 5:
Die Vereinigten Staaten von Europa entwickeln sich zunehmend demokratisch und der Zusammenhalt der Völker verstärkt sich, bei gleichzeitigen Fleiß, Innovationskraft und Sparsamkeit der Europäer.
Wie wahrscheinlich dieses Szenario ist, überlasse ich den Leser.

Welches Szenario man auch immer durchspielt: Ein vereintes Europas in Wohlstand und Frieden kommt in keinem realistischen Szenario vor. Dass Europa unter einer demokratischen, alle Länder Europas umfassenden EU ohne handfeste innere Konflikten ist heute schon Geschichte. Es fragt sich nur, wie lange wir (unsere Politiker) an dieser Illusion noch festhalten wollen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen