Mittwoch, 9. Januar 2013

Ein Unterschied muss sein. Ulrich Seidls Werbeinterview im ORF.


Ulrich Seidl hatte gestern einen gratis Werbeauftritt für seinen neuen Film „Paradies: Glaube“ in der Zeit im Bild 2 bei Armin Wolf.
Wer sich verwundert fragt, wie er zu dieser Ehre kommt und durch welchen Verdienst er sich dieser Gratiswerbung erworben hat, muss sich nur eine kleine Frage stellen.


Was wäre gewesen, hätte er nur die Rollen vertauscht, und der Moslem wäre so dargestellt worden, wie die Katholikin? Dann hätte es nämlich keine Auszeichnung für diesen Film gegeben, sondern Massenproteste wütender Moslems. Eine Klage wegen Herabwürdigung religiöser Lehren von den Grünen und von Islamverbänden. Eine Betroffenheitsrede des Bundespräsidenten, der erschüttert wäre wegen intolerantem Verhalten, und Vieles mehr.

Weil es aber nur ein Kruzifix ist (also eine Darstellung von Jesus, der als Gott verehrt wird und  der sich für die Menschen hingibt), mit dem im Film masturbiert wird, und nicht Mohammed, darum gibt es ein gratis Werbeinterview im ORF und allerlei Auszeichnungen.

Darüber hinaus gibt es von Armin Wolf so gut wie keine kritische Frage. Es hat diesen Film jeder lustig zu finden. Wer nicht lacht, gehört zu jenen Personen, die im Film gezeigt werden. So einfach ist die Welt für Armin Wolf und Ulrich Seidl.

Die Katholische Kirche hat in Österreich immer noch 5,36 Millionen Mitglieder. So viele Menschen könnten sich eventuell religiös herabgewürdigt vorkommen, wenn Christus als Vibrator herhalten muss, doch für Armin Wolf ist das keine Frage wert, ob das nicht das Gleiche ist, was vor Jahren Susanne Winter (FPÖ) tat, als sie Mohammed mit einem Kinderschänder verglich, und wofür sie bis zum Hals verabscheut und verurteilt wurde? 5,36 Millionen Menschen sind für den ORF keine relevante Zahl. Es ist egal, ob sie beleidigt sind oder sich auf den Schlips getreten fühlen. Das sind ja alles nur katholische, erzkonservative „Hinterwäldler“.

PS: Die handzahme und zaghafte Kritik der offiziellen Kirchenvertreter, die sich gerade einmal zögerlich anmerken traut, dass der Begriff Glaube in diesem Film nur negativ besetzt ist, stellt das Motto des Papstes zum "Jahr des Glaubens" schon irgendwie in Frage.
Hat die Kirche keine Medienbeauftragte mehr, die dazu mutig Stellung nehmen könnten?

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