Mittwoch, 20. April 2011

Gründonnerstag

Der Tag des letzten Abendmahls.
Wer an diesem Tag in die Messe geht, wird feststellen, dass es ein ziemlich grotesker Gottesdienst ist, den die Kirche an diesem Tag begeht.  Der Priester wäscht einigen Mitgliedern der Pfarrgemeinde die Füße. Was ist das für eine Symbolik?



In der arabischen Welt gilt es nach jemandem einen Schuh zu werfen als Ausdruck der Verachtung. Wahrscheinlich muss man auch deshalb die Schuhe ausziehen, bevor man eine Moschee betritt. Vor einer Mahlzeit hatten sich die Hebräer auch Hände und Füße gewaschen (Man lag bei Tisch, also waren die Füße durchaus sichtbar). Doch wer tut dies schon gern, wenn man bedenkt, dass es schmutzig ist, mit fremden Füßen in Berührung zu kommen?
Jemanden die Füße waschen war also eine Arbeit, die der Rangniedrigste oder der Sklave erledigte.

Wir erinnern uns noch an Palmsonntag, wo die Menschen Jesus als den König und den Messias gefeiert hatten. Dieser Jesus beugt sich nur wenige Tage später hinunter und reinigt unsere schmutzigen Füße, damit wir rein werden für das kommende Mahl.
Nicht wir müssen etwas leisten, um des Mahls würdig zu werden (um mit dem König gemeinsam speisen zu dürfen). Er selbst (der König) beugt sich herunter und macht sich zum Sklaven für uns. Er bedient jene, die ihm dienen sollten.
Darin liegt das Geheimnis des Reiches Gottes - im Dienen. Ein wahrlich unpopuläres Wort. Etwas, das weder unserem Wirtschaftssystem noch unserer Wertevorstellung entspricht.
Wir kennen Ausdrücke wie “geben und nehmen”, “eine Hand wäscht die andere”, eine “ Win-Win Situation”, “umsonst ist der Tod”, „alles hat seinen Preis“ und viele mehr.
Doch Christus macht vor, was das Leben eines Christen ausmachen sollte.
Unser Leben sollte ein Gottesdienst sein. Ein Dienst an Gott, indem wir uns zum Diener unserer Mitmenschen machen, ohne auf die Gegenleistung zu schielen. Das ist ein enormer Anspruch.
Das ist viel zu schwer um populär zu sein. Aber wo diese unpopuläre Maßnahme gelebt wird, dort entsteht das Reich Gottes.

Doch der Kern dieses Tages ist nicht das Waschen der Füße, sondern dieses dient nur zum bereit machen für das Mahl - also für die Tischgemeinschaft mit Gott.
Indem wir unser Leben als Dienst an Gott begreifen, sollen wir bereit werden für die Tischgemeinschaft mit Gott. Die Christenheit bemüht dazu das Bild der Hochzeit des Gotteslammes (=Jesus). Diese Hochzeit wird beim letzten Abendmahl vorgezeichnet und dieses Abendmahl begehen wir in jeder Heiligen Messe.
In der Tischgemeinschaft mit Gott (welche wir heute in jeder Heiligen Messe feiern) verwirklicht sich also auch schon heute das Reich Gottes.
Nur wer sein Leben als Gottesdienst begreift, wird fähig sein, das Gottesmahl als etwas Besonderes zu erfahren. Normalerweise isst der Diener nach seinem Herrn. Bei Jesus ist das anders. Er sitzt mit seinen Dienern zusammen, dient ihnen und schenkt sich ihnen selbst.
Warum aber ist dieses Brot, und dieser Wein so besonders?
Weil Jesus darin gegenwärtig ist. Weil er in diesem Mahl sich selbst zur Speise macht. Weil er dieses letzte Abendmahl mit seinem Leiden am nächsten Tag (Karfreitag) am Kreuz vereint. Weil er den letzten Schluck Wein des Mahles am Kreuz hängend trinkt (in Form von Essig, den man ihm hinaufreicht). Jesus wusste, dass er am nächsten Tag sterben wird. Er tauschte seine Leibhaftigkeit als Mensch gegen seine Lebendigkeit im Mahl (Brot und Wein). Dieses letzte Abendmahl und der Tod Jesu Christi gehören also ganz eng zusammen. Sie sind ein Akt im Leben Jesu.

Diese Lebendigkeit (Leibhaftigkeit) ist in der Heiligen Kommunion der Heiligen Messe auch gegeben. Die selbe Gemeinschaft mit Gott, die die Apostel beim letzten Abendmahl hatten, ist uns heute auch möglich. Das gleiche Reich Gottes wird heute verwirklicht, meist unbemerkt, verkannt und von der Welt ignoriert.  In jeder Heiligen Messe - am Gründonnerstag gestiftet.

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