Dienstag, 30. März 2010

Die Kreuzigung der Kirche

Obwohl die Gefahr für ein Kind, sexuell missbraucht zu werden, im familiären Bereich 36 mal höher ist als von einem Geistlichen der Katholischen Kirche, gibt es für die Medien und viele Menschen seit Wochen keinen anderen Schuldigen mehr als diese verhasste Kirche.
Dabei spielt es keine Rolle, dass fast alle Fälle mehrere Jahrzehnte - ja, bis zu einem halben Jahrhundert, zurückliegen. Es spielt auch keine Rolle, dass sich Eltern, Behörden und Gesellschaft mitschuldig gemacht haben, weil sie alle von diesen Vorfällen wussten. (Oder glaubten sie wirklich, dass die Zöglinge nur zum Spaß ausbrachen?)
Mühsam versucht man einen Fall zu finden, der zum Verantwortungsbereich des Papstes gehört. Doch will dieses Vorhaben nicht so recht gelingen. Jedes Eingeständnis des Papstes, dass es Fehlverhalten in der Kirche gab und gibt, jede Mahnung zu seinen „Schäfchen“ wird in der Luft zerrissen und als „nicht-ausreichend“ tituliert. Kaum jemand, der sich selbst die Frage stellt, was man eigentlich vom Papst erwartet. Von einem Mann, der auch nicht davor zurückscheut, sich persönlich bei einem Missbrauchsopfer zu entschuldigen. (Hat jemand schon einmal einen Konzernchef gesehen, der sich bei einem Kunden für ein Fehlverhalten eines Angestellten entschuldigt hat?) Erst wenn der Papst zurücktreten würde, würden die Medien und die blutlüsterne Meute aufhören zu schreien. Wenn der Papst verkünden würde, dass er die Kirche auflöst, hätten sie erreicht was sie wollten. Endlich eine Gesellschaft ohne schlechtes Gewissen, und ohne Moral. Eine Gesellschaft, die von Pädophilen nur so strotzen würde. Allen voran propagierten ja Grünpolitiker wie Daniel Cohn-Bendit und andere die freie Liebe mit Minderjährigen.
Kardinal Schönborn ergreift die Initiative (und ich bin kein Freund von Kardinal Schönborn), und beauftragt freiwillig die ehemalige steirische Landeshauptfrau Klasnic, um diese Missbrauchsfälle zu untersuchen. Aber das Einzige, das man von den Medien und vielen Menschen hört, ist die Forderung nach einer Anklage. Sie vergessen, dass zu einer Klage auch ein Kläger gehört. Wenn niemand die Kirche anklagt, kann man es nicht der Kirche vorwerfen, dass sie es nicht tut. Vielleicht wird es nach eingehender Untersuchung Frau Klasnic tun, aber sie ist den Menschen nicht kirchenfeindlich genug. (Vielleicht sollte diesen Job jemand von „Wir sind Kirche“ erledigen, denn diese ist eventuell kirchenfeindlich genug.) Das wirkt so, als hätte Schönborn es notwendig, nach dreiwöchiger Medienhetze noch etwas vertuschen zu wollen. So als gäbe es für die Kirche noch irgendetwas zu verbergen.
Oberstes Prinzip einer gelungen Medienhetze ist es, das Feindbild nie gut dastehen zu lassen, egal was es auch tut.
Wenn also Grün-Politiker den Sex mit Kindern propagieren, dann ist dies fortschrittlich.
Wenn aber ein Bischof von einer „G'sunden Watschn“ spricht, obwohl das ALLE gewusst haben, und diese damals gesellschaftlich anerkannt war, dann nennt man das eine Relativierung der Tatsachen bzw. eine Bagatellisierung und ist somit rückschrittlich.
Ich glaube eher, diese Diskussion ist vielmehr scheinheilig. Aber nicht wegen der Kirche, sondern wegen der Gesellschaft, die ein unheimliche schlechtes Gewissen hat.

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