Dienstag, 23. November 2010

Der Tag nach unserer Zeit

Wir sind es gewöhnt, in Frieden, Freiheit, Demokratie (oder das, was wir für demokratisch halten) und Wohlstand zu leben. Wir fragen schon lange nicht mehr nach, ob wir den Wohlstand, den wir konsumieren, auch verdient haben. Wenn uns jemand droht, unseren Wohlstand - also unsere so genannten „wohl erworbenen Rechte“, wegzunehmen (vielleicht gar für zukünftige Generationen), dann schreien wir laut auf.

Was ist aber, wenn die Wirklichkeit in der wir leben, gar nicht so stabil ist, wie wir es gewöhnt sind? Wenn sich bald herausstellt, dass Euro, Kapitalismus, Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit, Wohlstand, Bildung usw. nicht selbstverständlich sind?
Es ist nicht selbstverständlich, dass eine Wirtschaft immer wächst. Beim genaueren Betrachten müsste man doch erkennen, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass die Wirtschaft beständig wächst. Wer glaubt, mit der „angeblichen“ Krise 2008/2009 ist die große Blase geplatzt und die Kurse haben sich wieder auf normale Werte eingependelt, sitzt schon auf der nächsten Blase.

Eigentlich ist mit dem Euro Stabilitäts-Rettungsschirm nicht viel passiert.
Irland ist jener Pleitekandidat, der mir am wenigsten Sorgen macht. Die Iren sind nämlich grundsätzlich bereit, zu sparen und der Rettungsschirm ist groß genug, um Irland oder Portugal aufzufangen. Ganz anders verhält es sich mit Spanien, Italien und Griechenland.
Ops, wir haben uns wieder verrechnet, hieß es vor wenigen Wochen aus Griechenland. Durch die Sparmaßnahmen sind die Einnahmen eingebrochen. Darum ist das Defizit doch größer als angenommen. Daraus folgt, die Griechen müssen mehr sparen. Naja, ist ja nicht so schlimm, sie haben ja fast gar nicht demonstriert und haben alles widerstandslos geschluckt,… oder doch nicht?

Wohin führt es, dauerhaft einen Schutzschirm über ein angebliches gemeinsames Europa zu spannen, indem der Steuerzahler der sparsamen und wirtschaftsstarken Länder die schwachen und weniger sparsamen Länder finanziert?
Es führt zu sozialistischen Politiksystemen, bei denen am Ende niemand etwas haben wird, außer der Politikerkaste. Doch was tun, wenn das Ende vom Kapitalismus mit jeder neuen Blase, die zerplatzt und sich immer rascher wieder aufbläht, näher kommt?

Unsere Politiker setzten weiter auf Vergrößerung, Maximierung und Regelmentierung des Marktes - sowie der Union selbst. Sie denken alle in einer Einbahnstraße. Es gibt nur eine erlaubte Denkrichtung. Genau das ist aber die Falle und der Todesstoß für Europas Zukunft.
Es wäre fast besser, Spanien, Portugal, Italien und Griechenland gründeten eine eigene Union, mit ihrer eigenen Geldpolitik, mit der sie immer gelebt haben (nämlich der Abwertung der Währung).
Es wird nicht allzu lange dauern, da werden unsere Europapolitiker den Währungsschutzschirm vergrößern müssen, denn die Märkte lassen sich von einem virtuellen Schirm nicht beruhigen (wie man im Falle Irland gesehen hat). Wie aber will man das alles den Steuerzahler der Unterstützerländer klar machen? Ganz einfach. Die Demokratie muss weg. Natürlich nicht so auffällig, sondern nur scheibchenweise. Die EU eignet sich dazu besonders gut. Man gibt immer mehr Kompetenzen und Demokratie an das Europäische Parlament ab. Dort entscheiden Vertreter, die wir zwar wählen dürfen, die sich aber voneinander überhaupt nicht unterscheiden, über unsere Souveränität. Wird das Ganze in einer EUdssr enden?
Wie wird das Leben nach dem Euro sein - oder nach der Demokratie?
Alles worauf wir heute stehen, ist nicht in Stein gemeißelt. Alles kann umgestürzt werden - und es wird umgestürzt werden auf eine Art, mit der wir nicht gerechnet haben.
Wer Europa retten will, muss es verkleinern. Aber diese Einsicht ist nicht zulässig.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen