Mittwoch, 10. November 2010

Diplomatie auf türkisch

Zu dem Presseinterview mit dem türkischen Botschafter fällt einem ja wirklich nur mehr wenig ein. Es erleichtert doch, dass bis auf die Grünen, welche diese Aussagen laut Van der Bellen erfrischend finden, keine Partei dieses deplazierte Verhalten billigt. Ein wenig muss man aber doch darüber herziehen.

Der türkische Botschafter Kadri Ecved Tezcan wirft Österreich vor, dass Türken nur in Ghettos wohnen dürfen.


Meine Schwester lebt auch in einem solchen Ghetto und in der Klasse ihrer Tochter gibt es vier (in Zahlen 4) deutschprachige Kinder. Es waren nicht die Österreicher, die die Türken zwangen, in den billigen Bezirken zu leben. Die Türken schaffen halt nicht mehr, weil ihnen der BMW wichtiger ist als eine gute Ausbildung ihrer Kinder oder eine angemessene Umgebung.

Dann beklagt sich der Botschafter, dass Türken jedes Jahr einen Park zugeteilt bekommen, wo sie ihr Kermes-Fest feiern können. Die einzigen Österreicher, die Kermes besuchen, sind Politiker auf der Jagd nach Wählerstimmen. Wählen geht trotzdem nur die Hälfte der Türken. Die Wiener schauen bei solchen Festen nicht einmal aus dem Fenster. Außer im Urlaub interessieren sich die Österreicher nicht für andere Kulturen.


Gegenfrage: Feiern muslimische Türken in Österreich Weihnachten, Ostern, St.Nikolaus, oder begehen sie mit uns die österliche Fastenzeit?
Zum Thema Urlaub muss der Botschafter noch aufgeklärt werden. Für 99% der österreichischen Touristen ist die Türkei ausschließlich als „All inclusive Club“ interessant. Die türkische Kultur interessiert kaum jemanden, denn wir „genießen“ sie auch zwangsweise zu Hause. (Mich persönlich bringen keine 10 Pferde in dieses Land, es sei denn, die Hagia Sophia wird wieder den Christen zurückgegeben).

Zu der Angst der Wiener, eine Minderheit im eigenen Land zu werden, sagt der Botschafter bloß:

Die Welt ändert sich. Das ist normal. Es ist egal wer das Sagen hat. Je mehr Kulturen, desto bunter.

Anschließend sagte er noch, wie ÖVP und SPÖ zu sein haben und dass ihm die Innenministerin Fekter nicht passt. Die FPÖ ist, man wird es kaum glauben, böse und der Verwaltungsapparat gehört umgebaut. Nicht das Innenministerium soll für Integration zuständig sein, sondern das Familienministerium.

Ich hätte auch ein paar Vorschläge für die Türkei. Das Kopftuchverbot gehört an türkischen Unis wieder eingeführt und die Religion sollte aus der Politik in der Türkei massiv zurückgedrängt werden. Weiters darf die AKP nur mehr innerhalb der Tükei tätig sein. Also es dürfen keine Moscheen von dieser Partei finanziert werden. Schon gar nicht außerhalb der Türkei. Aber das wird doch keine Einmischung in innere Angelegenheiten sein?

Auf die Frage, ob es sein kann, dass Österreicher ein Unbehagen vor türkischer Einwanderung haben, weil es junge Macho-Türken gibt, die Mitschüler terrorisieren, oder weil es so etwas wie Zwangsheirat oder Ehrenmorde bei türkischen Migranten geben soll, antwortet der Botschafter mit folgenden Worten:

Davon habe ich noch nie gehört.


Das ist doch bemerkenswert. Ich habe mir sagen lassen, dass nach dem zweiten Weltkrieg auch niemand gewusst hat, was in den KZs vor sich gegangen ist. Irgendwie erinnert mich diese Aussage des Botschafters daran.

Doch in einen Punkt muss ich dem türkischen Botschafter absolut recht geben.

Er fragte:

Warum habt ihr 110.000 Türken eingebürgert? Wie konntet ihr sie als Bürger akzeptieren, wenn es so ein großes Integrationsproblem mit ihnen gibt?

Ja, liebe ÖVP, SPÖ und teilweise BZÖ/FPÖ, warum habt ihr das gemacht?

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