Dienstag, 11. Oktober 2011

Eine moralische Frage

Es ist für die meisten Menschen in Europa selbstverständlich, kein Walfleisch zu essen, weil wir wissen, dass diese Tiere vom Aussterben bedroht sind.
Genauso sehen wir es als moralisch verwerflich an, uns in Robbenfelle zu kleiden, weil wir wissen, dass Robbenbabies dafür erschlagen werden.
Wir kaufen keine Möbel aus Tropenholz, weil wir es moralisch nicht verantworten können, dass der Lebensraum von Indios und vielen Tierarten damit vernichtet wird.

Doch wir buchen unseren Urlaub in Ländern wie der Türkei oder Ägypten, wo Menschen aufgrund ihrer Religion systematisch diskriminiert werden.
In Ägypten sind seit Frühjahr 2011 (Aufstand gegen das Mubarak Regime) bereits 100 000 Christen auf der Flucht. Bis Ende des Jahres könnten es 250 000 Christen sein, die zur Flucht gezwungen werden. Die koptischen Christen finden weder bei der Polizei, noch beim Militär Schutz. Im Gegenteil. An den jüngsten Ausschreitungen ist festzustellen, dass das Militär selbst die Christen misshandelt. Fast regelmäßig kommt es zu Attentaten und Brandanschlägen in Kirchen Ägyptens.

Ist es moralisch wirklich verantwortbar, seinen Urlaub in einem Land zu verbringen, dass seine eigene Bevölkerung diskriminiert? Die Unterdrückung und Schikanierung der christlichen Minderheit in Ägypten ist nicht mehr zu ignorieren. Wir könnten einen Beitrag leisten, indem wir unsere Urlaubsplanung auch von moralischen Gesichtspunkten abhängig machen und es vermeiden, Länder, die ihre Minderheiten auf solch brutale Art diskriminieren (wobei hier auch körperliche Repression und Gewalt gemeint ist), zu bereisen.

Bitte fragen Sie sich selbst:

Können Sie es moralisch verantworten, in Länder wie Ägypten zu reisen?

Bitte helfen Sie mit, Druck auf unsere Politiker zu machen, den Druck auf Ägypten zu erhöhen.
Schreiben Sie E-Mails an den Außenminister, den Bundespräsidenten und an die ägyptische Botschaft.
Wenn Sie wollen, dürfen sie auch gerne folgende Texte kopieren.


Sehr geehrter Herr Spindelegger (michael.spindelegger@oevp.at), bzw. Bundespräsident 
(heinz.fischer@hofburg.at)

wegen der fürchterlichen Ausschreitungen in Ägypten gegen koptische Christen ersuche ich ganz besonders Sie als Außenminister und Parteichef einer christlich-sozialen Partei, Ihr ganzes politisches Gewicht dazu zu verwenden, diese Ungerechtigkeiten anzuprangern und ihre ägyptischen Amtskollegen bzw. Botschafter dazu zu bringen, die Minderheiten zu schützen. Fordern Sie von der ägyptischen Politik Anerkennung und Schutz ihrer christlichen Minderheit.

Die Vorfälle in Ägypten sind nicht mehr zu dulden und zu ignorieren. Wir (Europäer) tragen für die unterdrückten christlichen Minderheiten Ägyptens Verantwortung, gerade weil auch wir Österreicher den Umsturz des Mubarak Regimes (das die christliche Minderheit schützte) begrüßten und Ägypten eine demokratische Entwicklung in Freiheit wünschten.

Danke für Ihre Unterstützung im Namen aller derer,
die Repression und Verfolgung ausgesetzt sind.

Die Adresse der ägyptischen Botschaft in Wien:
'egyptembassyvienna@egyptembassyvienna.at'



Mit Entsetzen verfolge ich sowohl die Medienberichte, als auch die Zeugenberichte und Youtube Videos über die Ausschreitungen bei einer Koptendemonstration.
Ist das der Arabische Frühling?  Sind die Repressionen gegen Christen und die Brandanschläge auf Kirchen, sind die Gewalttaten sowohl der Mehrheitsbevölkerung, als auch des Militärs gegenüber der koptischen Minderheit das, was man in Ägypten unter dem Stichwort „Arabischer Frühling“ versteht?
Wenn das so ist, scheidet für mich Ägypten als Urlaubsdestination für die Zukunft aus und ich werde auch jeden, der es in Erwägung zieht, dieses Land zu besuchen, fragen, ob es wirklich moralisch vertretbar ist, in ein Land zu reisen, das seine Minderheiten auf solch infame und unmenschliche Weise diskriminiert.

1 Kommentar:

  1. "....Österreich wolle Ägypten im Transformationsprozess aber auch bilateral unterstützen. Spindelegger, der zuvor auch mit Premier Essam al-Sharif gesprochen hatte, nannte das Angebot der Entsendung von Experten und der Vergabe günstiger Kredite ("Soft-Loans") in Höhe von 70 Mio. Euro. Diese sollten in die Bereiche Bildung, Gesundheit, Verkehr, aber auch Menschenrechte fließen.

    Spindelegger sprach gegenüber Al-Sharif und Al-Arabi erneut das Thema Religionsfreiheit und die schwierige Situation der koptischen Christen in Ägypten an. Europa verfolge die Anschläge gegen die Kopten genau. Auch Österreich sei darüber sehr besorgt, und forderte die Verankerung der Religionsfreiheit in der Verfassung. Al-Arabi hielt fest, dass dies in der Konstitution bereits verankert sei.

    Der Experte für Menschenrechte und Religionsfreiheit, Hossam Bahgat (NGO Egyptian Initiative for Personal Rights) erklärte dazu gegenüber österreichischen Journalisten, für internationale Gäste wäre es aus seiner Sicht wohl besser, ganz allgemein das konstitutionelle Recht auf Gleichheit in der Gesellschaft einzufordern, als explizit für eine Gruppe wie die Kopten Partei zu ergreifen.

    Die Kopten sollten vor den Parlamentswahlen im September auch keine eigene Parteien gründen. "Sie sollen nicht als politische Gruppe oder Sekte wahrgenommen werden." Schließlich gingen die politischen Ansichten quer durch diese Bevölkerungsgruppe, die sich zudem einem Transitionsprozess stellen müsse. Nicht zuletzt wegen des Umstandes, dass der 87-jährige Papst der Kopten, Shenouda III., gesundheitliche Probleme habe, sagte Bahgat. Shenouda steht seit 1971 an der Spitze der koptischen Glaubensgemeinschaft. (Schluss) ed/za"

    Dieser Text ist ein Abschnitt aus einer Presseaussendung des Außenministeriums vom April 2011

    http://www.bmeia.gv.at/aussenministerium/aktuelles/presseaussendungen/2011/apa-aegyptens-aussenminister-situation-in-gaza-inakzeptabel.html

    Es wäre interessant, ob Spindelegger sich nun durchgesetzt hat, einen Kredit an Bedingungen zu knüpfen, oder ob aus rein wirtschaftlichen Erwägungen die 70 Millionen trotz der immer wieder statt findenden Menschenrechtsverletzungen gewährt wurden.

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