Freitag, 7. Oktober 2011

Sie feiern die lange Nacht des Missbrauchs

Nicht nur der Titel ist irreführend, auch die ganze Veranstaltung ist es.
Die Plattform „Betroffene kirchlicher Gewalt“ wollte ein, wie sie es sagt, hoffnungsfrohes Zeichen setzen mit einer „Langen Nacht des Missbrauchs“, die sie vor dem Wiener Stephansdom abhielten.
 
Ganze hundert Menschen folgten diesem Ruf, was die Frage aufwirft, warum es so wenige waren, wo doch angeblich so massenhafte Missbrauchsfälle in Österreich aufgetreten sind, sodass immer wieder behauptet wird, dieser Missbrauch hätte System in der Katholischen Kirche.
Wenn die Kirche wirklich von Missbrauch so durchdrungen ist, wie oft behauptet, so muss man wirklich fragen, warum nur 100 kamen, und nicht 100 000?
 
Gibt es eigentlich auch eine lange Nacht gegen die Islamisierung Österreichs?
Im Namen des Islams soll es ja zu fürchterlichem Missbrauch bis zur Todesfolge kommen.
Sollten sich aber nur 10 Personen finden, die eine solche Lange Nacht des Missbrauchs im Islam veranstalten würden, würden sicher 100 Personen eine Gegendemonstration veranstalten. Höchstwahrscheinlich würde es sich um die gleichen 100 Personen handeln, die dieser Veranstaltung gegen kirchlichen Missbrauch beiwohnten.  Der Missbrauch in staatlichen (nicht selten der SPÖ nahe stehenden) Institutionen scheint keine Demonstrationen hervorzurufen. Dabei gibt es staatlicherseits keine freiwillige Nachforschung so wie bei der Kirche (der ja immer unterstellt wird, sie diene nur der Vertuschung - freilich wird diese Behauptung aufgestellt, ohne jemals ein Argument mitzuliefern).
 
Die Zahl der Meldungen über sexuellen Missbrauch in der Katholischen Kirche ist stark rückläufig. Gab es in Wien in Vorjahr 379 Meldungen (was noch nichts über die tatsächliche Missbrauchszahl aussagt), so sind heuer 58 Meldungen eingegangen (mit fallender Tendenz).
Über die Hälfte aller Missbrauchsfälle liegen mehr als 40 Jahre zurück. Eine strafrechtliche Relevanz liegt bei 4,4% aller Fälle vor. Das bedeutet, dass bei 95,6% aller kirchlich anerkannten  Fälle, eine Entschädigung auf freiwilliger Basis beruht, was Kritiker nicht daran hindert, die Klasnic Kommission als Vertuschungskommission zu bezeichnen (25,1% der Fälle wurden von der Klasnic Kommission zur Anzeige gebracht, bei einer strafrechtlichen Relevanz von 4,4%). Auf staatlicher Seite gibt es keine Entschädigung, die nur annähernd dem gleich käme, und es gibt auch keine „Langen Nächte des Missbrauchs“ deswegen. Frau Klasnic wurde unlängst gefragt, ob es den Opfern wirklich zuzumuten wäre, zwei Jahren zu warten, weil die Kommission so lange für die Recherchen braucht. Man muss wirklich die Gegenfrage stellen, wie die Opfer es geschafft haben, 40 Jahre und mehr zu warten, bis sie an die Öffentlichkeit gingen, wenn es jetzt unzumutbar ist, auch nur zwei Jahre auf ein Ergebnis zu warten?
 
 
Die Zahlen sind hier nachzulesen.

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